Zwei naive junge Frauen geraten "an den falschen Mann". Die eine im Wien des 19. - die andere im Wien des 20. Jahrhunderts. Das psychische und physische Leiden, verursacht durch ihre unglückliche und unerwiderte Liebe, steigert sich allmählich zur Obsession. Während Agnes ihr Leiden im Jahre 1886 mit einem tradierten und unreflektierten Glauben gleichsam zu verstehen wie zu betäuben versucht, glaubt Elisabeth hingegen an gar nichts und ist ihrem Leiden somit im Jahre 1997 schutzlos ausgeliefert. "(...) In anderen Städten bleibt das Leiden stets an der Oberfläche. Und mit ihm die Leidenschaft. Vor allem in Paris. Wo es einfach abprallt. Und keinen Halt findet. An den goldenen Sandsteinfassaden. In Wien aber verfängt es sich. In den düsteren, kopfsteingepflasterten Gassen. In den alten, dreckigen Häusern. Des II., III., IV. und V. Bezirks. Deren Geruch nach Moder und Holzfäule bereits unzählige Liebesseufzer anderer in sich gefangen hält. Dort kratzt es beharrlich am Verputz. So lange. Bis das fröhliche Schönbrunner Gelb plötzlich nachgibt. Und die fleischroten Ziegel zum Vorschein kommen. Aus der Fassade herausquellen. Wie Gedärm. Aus einem aufgeplatzten Kadaver. Der bereits in Verwesung übergegangen ist. Und an allen Ecken und Enden stinkt. (...)"

Patrick Karez wurde in den Siebziger Jahren als Kind Prager Eltern in Deutschland geboren. Nach seiner Matura lebte er zehn Jahre lang in Paris, wo er an der Université de Paris-Sorbonne in Kunst- und Architekturgeschichte s.c.l. promovierte und als Kunstkritiker für eine dem französischen Ministerium für Kultur anhängige Institution tätig war. In diesem Rahmen publizierte er bereits mit Mitte Zwanzig - so etwa Kunstkritiken, Übersetzungen aus dem Tschechischen, Englischen und Französischen - und verfasste nebenher kontinuierlich belletristische Texte. Nach seinem Studium ging er für ein Vierteljahr nach Südostasien, lebte ferner für mehrere Jahre in Budapest, Rom, New York und Wien, wo er sieben Jahre lang als Mitarbeiter für die Österreichische Nationalgalerie Belvedere samt anhängigen Häusern tätig war. Das 19. Jahrhundert und die Kunst der Jahrhundertwende zählen zu seinen Forschungsschwerpunkten. So stammen etwa aus der Feder des Autors u.a. die beiden Romanbiographien "Gustav Klimt" (erschienen im November 2014 im acabus Verlag, Hamburg; 4. Auflage 2020; russische Ausgabe bei Molodaya Gvardiya, Moskau, 2019) sowie "Egon Schiele" (erschienen im September 2016, im acabus Verlag, Hamburg). Nach seinen Romanen "Schwartz auf Weiss" (2004, publiziert 2018), "Diva - Whatever happened to Martha Külföldi" (1999/2019), "Reinthal" (2020), "Rochade" (2001/2021), "Finisterre" (1991/2001) und "Utopia" (2002/2021), legt der Autor nun seinen bereits im Jahre 1997 verfassten Roman "A.E.I.O.U." vor.

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