Adressatin und Adressat

Die Intention einer Beschäftigung mit ,Adressatenorientierung' zielt darauf, paternalistische bzw. ökonomistische Bedeutungen anderer Begrifflichkeiten wie ,Klient_in' oder 'Kund_in' zu überwinden und den Gedanken der Partizipation und des Respekts vor dem Eigensinn von Adressat_innen zu stärken. Verbunden damit ist ein Perspektivwechsel, der, statt der Fokussierung eines ,Problems', die Betroffenen als prinzipiell handlungsfähige Individuen in den Mittelpunkt stellt. Diese Perspektive reagiert nicht zuletzt auf disziplinäre Diskurse um die Demokratisierung der Sozialen Arbeit wie auch in kritisch-reflexiver Perspektive auf gesellschaftliche Entwicklungen der Individualisierung und der Aktivierungspolitik. Die Konturierung eines kritischen Adressatenbegriffs fokussiert die Ausbildung bzw. Wiederherstellung von Handlungsfähigkeit -- diese verstanden sowohl als personale Kapazität von Adressat_innen in der Bewältigung wie auch als Rahmung (Struktur), die Handeln ermöglicht. Indem ,Adressat' als relationaler Begriff konzipiert wird, lässt er sich sowohl gegen Funktionalisierungen (bessere Einpassung in Institutionen) als auch gegen die Verabsolutierung subjektiver Deutungen abgrenzen. Folgerichtig werden theoretische Überlegungen zum Verständnis von Subjekt im Adressatenbegriff vorgestellt, die dieses als grundlegend konflikt- und widerspruchsbehaftet, eingebunden in soziale Formierungen, konzipieren. Das Konzept knüpft an die Lebensweltorientierung an, ist anschlussfähig an Theorien der Lebensbewältigung und Bedürfnisorientierung sowie an gesellschaftstheoretisch fundierte Biographieverständnisse. Der Beitrag schließt mit Überlegungen zu einer kritischen Adressatenorientierung in Forschung und Praxis der Sozialen Arbeit.

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