Agatha Christies "Ten Little Niggers" als Beispiel analytischer Erzählweise und Sonderfall des klassischen Detektivromans

Studienarbeit aus dem Jahr 2006 im Fachbereich Germanistik - Gattungen, Note: 1,3, Universität zu Köln (Deutsche Philologie), Veranstaltung: Klassiker des Detektivromans, Sprache: Deutsch, Abstract: Zehn Personen verbringen ein Wochenende auf einer abgelegenen Insel. Sie kennen einander nicht und wurden von mysteriösen Einladungen hierher ge- lockt. Drei Tage nach ihrer Ankunft sind alle zehn tot, hingerichtet nach dem Schema eines Kinderreims... Agatha Christies im Jahre 1939 erstmals veröffentlichter Roman Ten Little Niggers1 gilt heute als eines der bekanntesten und besten Werke der ,Queen of Crime¿. Bargainnier spricht vom ,,ultimate in whodunits"2, Barnard bewertet den Roman als ,,unusually suspenseful and menacing"3. Es entstanden einige Filmfassungen,4 die sich mehr oder weniger eng an Christies Vorlage hielten, und noch heute orientieren sich viele literarische und filmische Werke wenn sie sich auch nicht explizit auf Ten Little Niggers berufen an der Grundidee des Plots, dem Serienmord am von der Außenwelt isolierten Ort. Der Roman ist in manch offensichtlicher Hinsicht bemerkenswert so ereignen sich in keinem anderen Werk der Christie mehr Morde ,5 literaturwissenschaftlich interessant wird er jedoch vor allem im Hinblick auf die Sonderrolle, die er innerhalb des Feldes der klassischen Detektivromane einnimmt. Die Diskrepanz zwischen dem Einhalten von genretypischen Mustern auf der einen und der Variation oder gar dem Aufbrechen dieser Muster auf der anderen Seite soll im Mittelpunkt dieser Arbeit stehen. Genrespezifisch und unabdingbar für den klassischen Detektivroman ist die analytische Erzählweise, die auch in Ten Little Niggers Verwendung findet. Deshalb werde ich zunächst die von Dietrich Weber geprägten und für diesen Erzählstil maßgeblichen Begriffe der Handlungs-, Darstellungs- und Mitteilungskonstruktion am Beispiel des Romans erläutern. Während mit dem Gebrauch des analytischen Erzählvorgangs ein not- wendiges Kriterium für die Definition als klassischer Detektivroman eingehal- ten wird, entfernt sich Christie bei anderen Elementen der Erzählung von kon- ventionellen Genrestrukturen und somit auch vom Großteil ihres übrigen schriftstellerischen Werks. Diese Variationen werde ich im nachfolgenden Teil der Arbeit untersuchen. Besonderes Augenmerk soll dabei auf der Verwendung verschiedener Erzählperspektiven und dem Fehlen einer zentralen Detektivfigur liegen. Abschließend werde ich auf zwei zentrale Motive des Romans, den Kin- derreim und das Zusammenwirken von Schuld und Bestrafung, eingehen und zeigen, wie diese zur atmosphärischen Gestaltung der Erzählung beitragen.