Das altgriechische Wort aisthésis ist für die kunstpädagogische Diskussion zunehmend wichtig geworden. Mit ihm verbindet sich die Frage, welchen Stellenwert sinnliche Wahrnehmungen für ästhetische Erfahrungen haben. Wie kann man jedoch nach einer Antwort suchen, ohne die sinnesphysiologischen Forschungen mit ihren Einblicken in zahlreiche 'Körpersinne' wie Spannungs-, Temperatur- oder Eigenbewegungs-Empfindungen systematisch zu berücksichtigen? Seit einigen Jahren entsteht indessen ein Forschungsbereich, der für empirisch gehaltvollere Erörterungen der Aisthesis grundlegend werden dürfte: Es ist die sogenannte Embodied-Cognition-Forschung. Sie zeigt, dass unsere sämtlichen Erkenntnisprozesse ihre Wurzeln in elementaren körperlich-sinnlichen Resonanzprozessen auch außerhalb des Gehirns haben. Die Kapitel dieses Buchs sind Ausflüge in verschiedene Lebensbereiche, in denen Körperresonanzen und ihre konstitutive Rolle für das ästhetische Wahrnehmungsvermögen identifizierbar sind: Freie Kinderspiele, die Sinnesschulung im Unterricht, Landschaftsbetrachtungen, die historische Ikonographie, empathische Fähigkeiten oder die Lektüre belletristischer Literatur.

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