Ambiguität und Logozentrismus

Studienarbeit aus dem Jahr 2011 im Fachbereich Germanistik - Neuere Deutsche Literatur, Note: 1,0, Eberhard-Karls-Universität Tübingen (Philosophische Fakultät), Veranstaltung: Ambiguität, Sprache: Deutsch, Abstract: Am Anfang war das Wort (gr. ¿¿¿¿¿) und das Wort war bei Gott, und das Wort war Gott. Im Anfang war es bei Gott. Alles ist durch das Wort geworden und ohne das Wort wurde nichts, was geworden ist. (Johannesevangelium 1,1-1,4) Lógos (gr. ¿¿¿¿¿) steht ¿ wenn es nach dem Johannesevangelium geht- am Anfang der Schöpfung Gottes und damit der Menschheitsgeschichte. Darauf basierend entwickelte sich die abendländische Tradition, wobei die Wurzeln des Ausdruckes über die Geschichte Christentums hinausgehen. Der aus dem Bereich der griechischen Grammatik und Rhetorik stammende Ausdruck verfügt über einen sehr großen Bedeutungsspielraum und bezeichnete zunächst im Bereich der griechischen Grammatik die geschriebene Rede, gleichzeitig jedoch in der Rhetorik die gesprochene Rede und deren Aussagegehalt, welcher über die Grammatik hinausging. Der Ausdruck bezeichnet den Sinn einer Rede, indem er sich auf die der Rede inhärente Vernunft bezieht. Je nach Kontext können dem Lógos weitere spezifische Bedeutungen zugeschrieben werden. Die griechische Philosophie belud den Begriff mit unterschiedlichen Verwendungen, jedoch galt Lógos unter dem Strich als eine die Welt durchwirkende Gesetzmäßigkeit, wobei auch die Darstellung und Erklärung der inneren Zusammenhänge mit dem Begriff umschrieben werden konnte. Im oben zitierten Prolog des Johannesevangelium wird der Ausdruck Lógos mit dem Wort Gottes gleichgesetzt. Damit wird der Begriff eng an den abendländischen Gott gebunden. Dieser war nach Johannesevangelium bereits vor der Erschaffung der Welt existent und stammt folglich direkt aus dem Ursprung. Das Wort ist in diesem Zusammenhang mehr als eine Ansammlung von Buchstaben und Lauten, die auf einen in der Welt existierenden Referenten verweisen. Das Wort des monotheistischen Gottes erschafft sich per Schöpferkraft seine Referenten; Signifikant erschafft sich Signifikat. Der Mensch hingegen vermag mittels seiner Signifikanten nur auf Signifikate zu referieren1. Logos wird daher von Derrida auch als transzendentales Signifikat bezeichnet, dem eine finale Bedeutung zugrunde liegt, die jenseits der Vernunft der Welt liegt und diese Welt regelt, zentriert und organisiert.

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