Amors Renaissance.

Jörn Steigerwalds Studie verfolgt das Ziel, die Pluralität der Liebesmodelle und -darstellungen der italienischen Renaissance systematisch und umfassend zu erarbeiten, indem diese als Konfigurationen zweier paradigmatischer historischer Modelle der Liebe - der himmlischen und der irdischen - beschrieben werden. Vor dem Hintergrund der christlichen, der häuslichen und der zwischenmenschlichen Ordnung der Liebe, die auf einer kategorialen Trennung von amor sacro und amor profano aufbauen, wird danach gefragt, wie seit dem Trecento, vor allem aber im Cinquecento Modellierungen der Liebe problematisiert werden, die auf eine graduelle Differenz zwischen beiden Modellen der Liebe abheben, um eine gottgefällige irdische, als amor profano sacro fassbare Liebe in Szene zu setzen. Dabei stehen diejenigen Modellierungen der Liebe im Fokus, die in der Novellistik (Boccaccio), im Dialog (Bembo und Castiglione) und im Ritterepos (Ariosto) Gestalt annehmen, da in diesen Gattungen die rinascimentale Pluralität der Liebe durch eine Vielzahl von Figuren, seien es Dialogteilnehmer oder Protagonisten, insofern paradigmatisch repräsentiert werden, als sie in diesen Fiktionen nicht theoretisch, sondern praxeologisch vorgestellt werden. Gleichwohl ist die Pluralität der Liebe im Cinquecento rückgebunden an die Modellierung einer idealen, als amor cortigiano zu verstehenden Liebe, in der die Liebe zum Partner genauso umfasst ist wie diejenige zum Freund und die zum Fürsten, sodass ein dezidiert irdisches und zugleich gottgefälliges Liebesideal konfiguriert wird.

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