An die Redaktion der »Staatsbürger-Zeitung« II

»Was wäre das Buch, das meinen Namen bekannt gemacht hat, was wäre der Roman ?Buddenbrooks?, wenn er von einem Juden herrührte? Ein Snob-Buch.« Es ist wichtig, Thomas Mann hier nicht falsch zu verstehen. In dieser zweiten Antwort auf die offensichtlich erfundenen Anschuldigungen des antisemitischen Literarhistorikers Adolf Bartels ging es ihm nicht darum, eine jüdische Herkunft zu diffamieren. Vielmehr befürchtete er, dass die Rezeption seines Werkes durch die Gerüchte verfälscht werden könnte. Ironischerweise musste sich Mann in jener Zeit wiederholt sowohl gegen die fälschliche Unterstellung, er sei selbst Jude, als auch gegen Antisemitismus-Vorwürfe zur Wehr setzen. Seine Antwort an die Staatsbürger-Zeitung vom 15. Dezember 1912 schließt zudem an die erbittert geführte Kontroverse mit Theodor Lessing an.

Thomas Mann, 1875-1955, zählt zu den bedeutendsten Schriftstellern des 20. Jahrhunderts. Mit ihm erreichte der moderne deutsche Roman den Anschluss an die Weltliteratur. Manns vielschichtiges Werk hat eine weltweit kaum zu übertreffende positive Resonanz gefunden. Ab 1933 lebte er im Exil, zuerst in der Schweiz, dann in den USA. Erst 1952 kehrte Mann nach Europa zurück, wo er 1955 in Zürich verstarb.

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