Angesichts des Schauspiels

Trugschluss - Illusion - Vorspiegelung: seit jeher spielen künstlerische Ausdrucksformen mit dem Ziel, dem Publikum eine andere Wirklichkeit vor Augen zu führen, die oberflächlich als Verfälschung betrachtet werden kann. Der US-Amerikaner Julien Green (1900-1998), der besonders im deutschsprachigen Raum viele begeisterte Leser fand, schuf auf Französisch mit seinem Tagebuch und seinem autobiografisch geprägten Erzählwerk ein beispielloses Zeugnis der Spiritualität auf der einen und der Ausweglosigkeit menschlicher Existenzen auf der anderen Seite. Die Arbeit beleuchtet, wie Green konzeptionell das Phänomen der Vorspiegelung zur Grundlage seiner Poetik gemacht hat. Schauspielhaft erlangen die Figuren eine 'réalité de vision', die für sie wahrhaftiger ist als die bedrückende Welt, in der sie leben. Ebenso äußert sich für Green das wahre Ich in seiner Unzugänglichkeit nur über die Erfindung befremdlicher literarischer Welten. Sichtbar und wahrhaftig ist darin der Wunsch nach einer Illusion enthalten.

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