Anthropologie im Sprachdenken des 18. Jahrhunderts

Untersuchungsgegenstand des vorliegenden Bandes ist die für das Jahr 1771 von der Berliner Akademie der Wissenschaften gestellte Preisfrage, ob Menschen, wenn sie nur ihren natürlichen Fähigkeiten überlassen sind, Sprache erfinden können. Die berühmte Preisfrage ist Philologen und Historikern wohlbekannt, doch reduziert sich ihre Bekanntheit zumeist auf die schließlich ausgezeichnete Abhandlung Johann Gottfried Herders. Die nie veröffentlichten französischen, deutschen und lateinischen Abhandlungen der 30 Mitbewerber hingegen, von denen 24 im Archiv der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften aufbewahrt werden, sind weithin unbekannt. Sie werden hier zum ersten Mal erschlossen und im Zusammenhang sprachtheoretischer und anthropologischer Diskurse der europäischen Aufklärung (u. a. Rousseau, Condillac, Locke, Buffon) analysiert. Ein wichtiges Anliegen der Arbeit besteht u. a. darin, die ausschließliche Perspektive der Forschung auf Herders Abhandlung zu relativieren und seine Leistung im Kontext der konkurrierenden Einsendungen neu zu bewerten. Die Autorin hat dazu ca. 1000 unedierte Handschriftenseiten ausgewertet, von denen einige hier exemplarisch abgedruckt sind.



Cordula Neis ist Wissenschaftliche Mitarbeiterin an der Universität Potsdam im DFG-Projekt 'Onomasiologisches Lexikon sprachtheoretischer Grundbegriffe des 17. und 18. Jahrhunderts'.

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