Auf den Straßen von Paris

Tagsüber ist er Müllmann, nachts 'Sapeur' - ein Mann aus dem Kongo in Dandy-Klamotten. Von morgens bis zum Sonnenuntergang lenkt er seine stinkende Fracht durch das Strassengewirr des 10. Pariser Arrondisments, die Bistro-Tischchen streifend, an denen die Bobos hocken, die Bourgeois Bohèmiens, und fünf Euro teuren Milchkaffee schlürfen. Danach zieht er sich um, für die Parade im gemieteten Rolls Royce - 'Sape', die heißeste Kluft zwischen Nordpol und Kapstadt: Blazer in 'elektrisch-grünem Kroko', knallenge gelbe Hose, kurze Krawatte in Eidechsen-Muster, silbern. Das Altarbild eines flämischen Meisters in grellem Neon. Im Zentrum der Stenz, ihm zur Linken ein depressiver Gewerkschafter am Vorabend des 1. Mai, zu seiner Rechten eine asiatische Straßenverkäuferin auf Rollschuhen. Frédéric Ciriez macht in Paris das Licht an und zeigt bisher unveröffentlichte Bilder der anschwellenden Hauptstadt. Man trägt Kongo-Mode und spricht edles Gossenfranzösisch. Man ist Mitglied der 'Gesellschaft für Unterhalter und elegante Personen'. Die Poesie aus dem Müll ist so selbstverständlich wie die auf Hochglanz gewienerten, handgenähten Lederhalbschuhe. 'Auf den Straßen von Paris' wurde 2013 mit dem deutsch-französischen Franz-Hessel-Preis ausgezeichnet.