Aus der DDR-Diktatur in die Mainzer Freiheit

Barbara Große hat nichts verbrochen. Dennoch saß sie lange Monate in Hoheneck, dem berüchtigtsten Frauenzuchthaus der DDR, ein. Ihr Vergehen bestand darin, dass sie sich geweigert hatte, die zahllosen Bevormundungen des DDR-Alltags kommentarlos hinzunehmen. So erkundigte sie sich immer wieder hartnäckig nach der rechtlichen Grundlage jeder Gängelei, die ihr widerfuhr, sei es in der Schule ihrer Kinder, in den Geschäften oder an ihrer Arbeitsstelle. 1976 stellten sie und ihr Mann einen Ausreiseantrag. Dies führte dazu, dass die Stasi 17 inoffizielle Mitarbeiter auf sie ansetzte. Über 3.000 Protokollseiten legen davon Zeugnis ab. 1983 wurde die 'RE', die rechtswidrig Ersuchende, verhaftet und zu 30 Monaten Haft verurteilt. Nach Verbüßung der Hälfte ihrer Strafe wurde sie vom Westen freigekauft.

Barbara Große, Jahrgang 1947, arbeitete als Tontechnikerin bei Radio DDR (Funkhaus Leipzig) und beim SWR. Heute hat sie zwei Heimatstädte: Leipzig und Mainz. Immer wieder stellt sie sich als Zeitzeugin zur Verfügung, um Schülern, die die DDR nur noch aus Geschichtsbüchern kennen, ihre Erlebnisse zu schildern und damit zu verdeutlichen, wie Diktatur funktioniert und welch unschätzbaren Wert die Freiheit darstellt.

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