Ausflug in die Gedankenwelt der Kinder. Klinisches Interview nach Piaget zur Invarianz der Substanz

Wissenschaftliche Studie aus dem Jahr 2010 im Fachbereich Pädagogik - Kindergarten, Vorschule, frühkindl. Erziehung, Note: 5.5, Universität Zürich (Institut für Erziehungswissenschaft), Veranstaltung: Entwicklungspsychologie, Sprache: Deutsch, Abstract: Piaget gilt als Vater des kognitiven Konstruktivismus. Somit sieht er die geistige Entwicklung als progressive Konstruktion der Wirklichkeit. Dieser Prozess lässt sich durch Assimilation und Akkommodation beschreiben. Neue, unbekannte Beobachtungen werden assimiliert, das heisst, sie werden den schon bestehenden Denkstrukturen zugeordnet. Wenn eine solche Zuordnung keinen Sinn mehr macht, bzw. das Beobachtete nicht mit dem Denkschema zusammen passt, wird nach einem neuen Schema gesucht. Diesen zweiten Vorgang nennt Piaget die Akkommodation (Reusser, 2006). Diese Überlegungen lassen sich auch in Piagets Stadien- oder Stufenmodell wiederfinden. Piaget unterscheidet vier Hauptstadien der geistigen Entwicklung in der Kindheit und im Jugendalter. Das sensumotorische Stadium, das präoperatorische Stadium, das konkret-operatorische Stadium, sowie das formal-operatorische Stadium (Arbringer, 2005). Im Folgenden möchte ich näher auf einige Aspekte der beiden mittleren Stadien eingehen. Dabei handelt es sich um ausgewählte Aspekte, die im weiteren Verlauf des Berichts wichtig sind. Das präoperatorische Stadium, das auch präoperational oder zu Deutsch voroperatorisch genannt wird, zeichnet sich aus durch die Bildung stabiler mentaler Repräsentationen und entwickelt sich bei Kindern zwischen zwei und sieben Jahren. Im Verlaufe dieses Stadiums wird die Fähigkeit zur Repräsentationen unabhängig vom 'Hier und Jetzt' geschaffen. Die Kinder können zu diesem Zeitpunkt aber noch nicht konservieren. Es fehlt ihnen der Erhaltungsbegriff, bzw. das Verständnis für Invarianz, und das physikalische Kausalverständnis. Das heisst, sie verstehen die Idee, dass bestimmte physikalische Merkmale von Gegenständen die gleichen bleiben, auch wenn sich ihre äussere Erscheinung verändert noch nicht. Die Kinder konzentrieren sich stattdessen auf einen Aspekt der Situation und vernachlässigen andere wichtige Merkmale und sind noch nicht in der Lage beobachtete Abläufe umzudrehen. Erst im dritten Stadium, dem konkret-operatorischen Stadium erwerben die Kinder das Konzept der Invarianz und das der Kausalität. Die Reversibilität des Denkens nimmt zu und ermöglicht es ihnen einfache logische Operationen, die sich auf reale Gegenstände und konkrete Handlungen beziehen, durchzuführen. Vollständig erreicht hat man diese Fähigkeiten erst im nächsten und letzten Stadium.

Sonja Gross studierte an der Universität Zürich Erziehungswissenschaften und Psychologie. Seit dem Master-Abschluss war sie in unterschiedlichen Feldern des Sozialbereichs tätig: vom Integrationszentrum über die Kindertagesstätte und das Mutter-Kind-Zentrum bis hin zu Behinderteninstitutionen. In ihrer heutigen Tätigkeit als Geschäftsführerin der Firma Conceptera berät und unterstützt sie soziale Institutionen sowie staatliche Behörden bei der Erarbeitung von Prozessen, Konzepten, Standards sowie bei deren Einführung. Weitere Informationen zur Autorin und zum Angebot finden Sie unter: www.conceptera.ch.