Ausgesetzt? Natürlich ist er ausgesetzt, der Dichter, wenn er den Mächtigen nicht in den Sprachvorgaben artig folgt wie weiland in der DDR, im sogenannten Ostblock und überhaupt in vielen Ländern gestern, heute und morgen. Wenn er nicht dem ideologisch kontaminierten Neusprech das Wort redet wie im heutigen Deutschland, wo Cancel Culture, Gender-Mainstreaming und Wokeness wie ein Pesthauch den Menschen manipulieren, irritieren und schlussendlich amputieren. Wenn er nicht "unserer" Freiheit und "unserer" Demokratie, sondern einer eigenen Freiheits- und Demokratieauffassung folgt, sei sie auch noch so humanistisch geprägt und verfassungsgemäß abgesichert. Wenn er also, der Dichter, nicht folgsam ist, dann bekommt er keine Anfragen zu Lesungen, Preise und Stipendien, keine Gastprofessuren. Für ihn wirbeln keine Trommeln, stehen Applaudeure nicht stramm und Laudatoren nicht Schlange.

Reinhard Buthmann, geboren 1951 in Altentreptow, Vorpommern. Der gelernte Klempner (Abschluss 1969), studierte in Jena Technische Optik (Dipl.-Ing. [HS], Abschluss 1976), Gerätetechnik des Elektroingenieurwesens in Dresden (Dipl.-Ing., Abschluss 1984), Betriebswirtschaft an der Wirtschafts-Akademie Frankfurt/Main in Berlin (Dipl.-Betrw., Abschluss 1992) sowie Philosophie, Neuere deutsche Literaturwissenschaft und Psychologie an der FernUniversität Hagen (Grundlagenstudium von 1993 bis 1997). 2012 wurde er an der Leibniz Universität Hannover zum Dr. phil. promoviert. Während seiner sogenannten Bewährung in der sozialistischen Produktion als Bauarbeiter im Landbaukombinat Neubrandenburg, Betriebsteil Friedland, von 1971 bis 1973, absolvierte er nebenher die Betriebsparteischule der SED (Abschluss 1973). Die "Bewährung" war für ihn obligatorisch geworden, weil er seine Selbstverpflichtung als Berufssoldat nur wenige Tage vor der Einberufung widerrief. Sowohl der Widerruf als auch der Austritt aus der SED 1978 waren zwar von nicht leicht zu widerstehenden Drohungen begleitet, verbauten ihm aber letztlich weder ein Studium noch den Einstieg in seinen Traumberuf. Von 1976 bis 1990 war er Entwicklungsingenieur und wissenschaftlicher Mitarbeiter am Institut für Kosmosforschung der Akademie der Wissenschaften der DDR und engagierte sich gesellschaftlich im Rahmen der URANIA für die Popularisierung der Geo- und Kosmosforschung sowie als Übungsleiter für den Kinder- und Jugendbereich am Berliner Eliteschachclub Berlin-Niederschönhausen unter Holger Borchers. Von 1989 bis 1991 beteiligte er sich im Rahmen der Bürgerrechtsbewegung Demokratie Jetzt u.a. am Kleinen Runden Tisch der Berliner Stadtbezirke Marzahn/Hellersdorf. Von 1992 bis 2017 war er Mitarbeiter beim Bundesbeauftragten für die Stasiunterlagen der ehemaligen DDR. Er ist Autor zahlreicher Publikationen.

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