Balladenvergleich: Goethes "Erlkönig" im Vergleich mit Herders "Erlkönigs Tochter"

Studienarbeit aus dem Jahr 2006 im Fachbereich Germanistik - Neuere Deutsche Literatur, Note: 2,3, Technische Universität Dortmund, Sprache: Deutsch, Abstract: Laut Jochen Vogt ist die Ballade ursprünglich ein von Tanzenden gesungenes Gedicht, das seine Wurzeln in den romanischen Ländern hat. Die Verwendung im heutigen Sinn hat sich erst im letzten Drittel des 18. Jahrhunderts in Deutschland durchgesetzt und zwar nach englischem Vorbild. Von da an diente das Wort "Ballade" als Bezeichnung jener aus der Volksdichtung stammenden oder nach dem Vorbild der Volksdichtung erschaffenen erzählenden Gedichte meist düsteren und unheimlichen Inhalts, die an keine vorgegebene Form mehr gebunden sind. Alfred Clemens Baumgärtner beschreibt die Struktur der Ballade als eine Vereinigung, die durch epische, lyrische und dramatische Elemente bestimmt wird. Deswegen nannte sie zuvor Johann Wolfgang von Goethe auch das Ur-Ei der Dichtung. Sie ist episch durch die Gestaltung vergangener, abgeschlossener, erzählbarer Stoffe, lyrisch durch den alles durchdringenden Stimmungston und dramatisch durch die Vorliebe für den Dialog, wie durch die in allen Balladen wahrzunehmende Zielspannung. Die Ballade lässt jedoch ebenso deutlich erkennen, dass sie keiner der drei Gattungen ganz angehört. Sie wird vorgetragen (Epik und Lyrik) und nicht durch handelnde Schauspieler vorgespielt (Drama). Sie ist nicht unmittelbare (Lyrik), sondern mittelbare (Drama und Epik) Ich-Aussage des Dichters. Und zuletzt zählt sie nicht zu dem Kleinepos (Epik), weil sie von dem für ihre innere Form sehr wesentlichen Merkmale der Diskontinuität bestimmt wird (Drama und Lyrik). Jedoch herrscht auch keine Ausgewogenheit der Gattungen im einzelnen Text. Es gibt Texte, bei denen der Anteil einer der Gattungen so sehr den der anderen überwiegt, dass damit der Bereicht der Balladesken (balladenhaften) bereits verlassen scheint. Die Charakterisierung der Ballade nur nach der Struktur der Gedichte reicht indessen zu einer eindeutigen Kennzeichnung nicht aus. Es gibt einige Gedichte die ebenfalls alle drei Gattungen in sich vereinen und doch noch nicht als Ballade im engeren Sinne angesehen werden.

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