Begriff, Funktion und Praxis des interkulturellen Lesergesprächs zwischen Leseerfahrung, wissenschaftlicher Interpretationspraxis und interkultureller Didaktik

Studienarbeit aus dem Jahr 2012 im Fachbereich Didaktik für das Fach Deutsch - Deutsch als Fremdsprache, DaF, Note: 1,3, Universität Bayreuth (Interkulturelle Germanistik), Veranstaltung: Lektüre und kulturelle Differenz, Sprache: Deutsch, Abstract: Wenn man davon ausgeht, dass fremdsprachliche und -kulturelle Perspektiven den Verstehens- und Rezeptionsprozess eines Lesers unabdingbar beeinflussen, dann spricht man von interkultureller Literaturwissenschaft. In diesem Rahmen will die fremdsprachliche Literaturdidaktik eine Annäherung an das Fremde erreichen, indem die eigene Identität durch eine bewusste Unterscheidung von Innen- und Außensperspektive sowie einer Perspektivenübernahme hinterfragt werden. Im Zusammenhang der vorliegenden Arbeit stellt sich zunächst die Frage, wie ein Muttersprachler deutsche Texte rezipiert und interpretiert. Daraus resultierend wird untersucht, in welchem Maße sich die Rezeption und Interpretation beim Deutsch-als-Fremdsprache-Lerner unterscheidet, da die interkulturelle Germanistik davon ausgeht, dass Angehörige verschiedener Kulturen auch verschiedene Wahrnehmungen und Wirklichkeitsauffassungen haben. An diese These wird in vorliegender Arbeit angeknüpft, indem auf das Thema ¿Aphorismen¿ näher eingegangen wird. Denn diese Form der Kurz-Prosa wird häufig als prägnanter Satz, der die Wahrheit sagt, bezeichnet. Deswegen werden Aphorismen zunächst generell und dann am Beispiel der ¿Aphorismen über die Deutschen¿ sowohl literarisch und sprachlich als auch funktional im Kontext des interkulturellen Lesergesprächs untersucht. Ziel der Arbeit ist es, herauszufinden, welchen Einfluss der fremde Blick auf die Interpretation deutscher Literatur hat und ob sich ¿Aphorismen über die Deutschen¿ als didaktische Umsetzung für den interkulturellen DaF-Unterricht eignen. Dies lässt sich in der Arbeit bestätigen. Aphorismen lassen sich sei jeher als grundsätzlich didaktische Form der Wissensvermittlung bezeichnen, weil sie provokativ sowohl die Kreativität und Produktivität, als auch einen Standortwechsel beim Leser bzw. Schüler herausfordern. Diese Funktionen von Aphorismen können als Basis für ihren interkulturell didaktischen Effekt betrachtet werden. Aphorismen führen durch ihre Überspitztheit und Provokation zum Einen zu angeregten Diskussionen, die bei Angehörigen verschiedener Kulturen noch kontroverser ausfallen können. Zum Anderen zeigen sie auf, wie Vorurteile entstehen und können so beim Leser eine Reflexion über Stereotype und einen Perspektivenwechsel bewirken.