Bei uns in Auschwitz

'Die Erzählungen des polnischen Auschwitzüberlebenden Tadeusz Borowski gehören zu den beklemmendsten Zeugnissen des 20. Jahrhunderts. Scheinbar moralisch indifferent beschreibt Borowski die Greuel der nationalsozialistischen Vernichtungslager und verzichtet dabei auf eine klare Trennung zwischen Opfer und Täter. Aus der Perspektive des Kapos, der als Aufsichtsperson eine Rolle zwischen seinen Mithäftlingen und deren Mördern einnimmt, schildert er den Wettlauf der Häftlinge ums Überleben. Mit einer erbarmungslosen Genauigkeit, die dem Leser nichts schenken will, berichtet er von der Mutter, die bei der Selektion ihr Kind verleugnet und der Arroganz der alteingesessenen Häftlinge gegenüber den Neuankömmlingen im Lager.Imre Kertész bewundert die 'klaren, selbstquälerisch gnadenlosen Erzählungen' Borowskis, die in der europäischen Lagerliteratur einzigartig sind. 'Ich wollte aufschreiben, was ich erlebt habe, aber wer auf der Welt wird einem Schreiber glauben, der eine unbekannte Sprache spricht? Das ist, als wollte ich Bäume und Steine überzeugen', sagt Borowski nach seiner Befreiung und Rückkehr nach Warschau.Die Erzählungen Borowskis sind jetzt - fast sechzig Jahre nach ihrer Entstehung - in der Neuübersetzung von Friedrich Griese wiederzuentdecken.'

Tadeusz Borowski, geboren 1922 in Schitomir (Ukraine), studierte Polonistik an der Untergrund-Universität in Warschau. 1943 wurde er verhaftet und nach Auschwitz deportiert, danach in andere Lager, zuletzt nach Dachau. Nach der Befreiung der Konzentrationslager hielt er sich in München auf, wo 1945 ein Gedichtband erschien. 1946 arbeitete er als Redakteur in Warschau, 1949/50 als Korrespondent in Berlin. 1951 nahm sich Tadeusz Borowski in Warschau das Leben.

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