Die Beichte ist im Raum der evangelischen Kirchen nahezu in Vergessenheit geraten. Zu Unrecht! Schuld zu bekennen und Vergebung zugesprochen zu bekommen sind Kernelemente des christlichen Glaubens. Und nicht nur des christlichen Glaubens, sondern die Sehnsucht nach Entlastung und Entschuldigung, nach der Chance eines Neuanfangs, ist ein allgemein menschliches Bedürfnis. So ist es nach Jahrzehnten der Schuldverdrängung teilweise geradezu modern geworden, in Therapie, Talkshows und bisweilen sogar in der Politik Schuld zu bekennen. Das ursprünglich religiöse Thema von Schuld, Vergebung und Beichte wird an säkularen Orten aufgegriffen. Aber auch auf Kirchentagen und in Kommunitäten lässt sich eine Renaissance der Beichte beobachten, auch im evangelischen Raum. Trotzdem ist vielen evangelischen Christen die Einzelbeichte nicht einmal bekannt. Dabei liegt im Bekenntnis von Schuld und Versagen vor Gott eine Lebenskraft, die nicht ungenutzt bleiben sollte. Schuld und Vergebung entlasten den Menschen und geben ihm gleichzeitig seine Verantwortlichkeit zurück. Die Beichte trägt so zur Stärkung seines Selbstwertgefühls bei. Gerade weil Theologie und Kirche die Rede von Sünde und Schuld häufig missbraucht haben, um Menschen in Angst und Abhängigkeit zu halten, will dieses Buch ein neues Bewusstsein fördern, und Mut machen, fantasievoll nach neuen, heilsamen Formen der Beichte zu suchen.

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