Benedict Anderson 'Die Erfindung der Nation'. Zur Bedeutung des konstruktivistischen Ansatzes für die Nationalismusforschung

Studienarbeit aus dem Jahr 2005 im Fachbereich Ethnologie / Volkskunde, Note: 1,0, Ludwig-Maximilians-Universität München, Veranstaltung: Proseminar: Politikethnologie, Sprache: Deutsch, Abstract: Seit ihrer Entstehung Ende des 18. Jahrhunderts wurde die Nationalismusforschung von historisch-politischen und sozialwissenschaftlichen Herangehensweisen dominiert. Im Mittelpunkt des Forschungsinteresses stand dabei anfangs die Legitimation nationaler Bewegungen; später dann die Typologisierung (v.a. Schieder) verschiedener Ausprägungen des Nationsverständnisses. Weiteren Erkenntnisgewinn für die Nationalismusforschung der Nachkriegszeit lieferten der kommunikationstheoretische Ansatz des amerikanischen Politikwissenschaftlers Karl W. Deutsch und der sozialanthropologische Ansatz des englischen Historikers Ernest Gellner. Einen neuen Impuls erhielt die Nationalismusforschung schließlich 1983, als der amerikanische Historiker/Politikwissenschaftler und Ostasienexperte Benedict Anderson mit seinem Buch Imagined Communities (dt.: Die Erfindung der Nation. Zur Karriere eines folgenreichen Konzepts) die 'konstruktivistische Wende' einleitet. Anderson geht davon aus, dass Nationen 'kulturelle Produkte einer besonderen Art' sind; quasi das Resultat einer prozessualen Wahrnehmungsveränderung kultureller Identität. Demnach sind es nicht die Nationen, d.h. bereits bestehende Gemeinschaften, die Staaten und Nationalismen hervorbringen, sondern umgekehrt: Nationalismen erfinden Nationen und wirken somit sinnstiftend auf deren Konstruktion. Die folgende Arbeit soll dazu dienen die Kausalitäten B. Andersons Nationsverständnisses zu erläutern, um auf dieser Grundlage eine Aussage über den Erklärungsgehalt des konstruktivistischen Ansatzes innerhalb der Nationalismusforschung treffen zu können. Im Mittelpunkt des Forschungsinteresses steht die Kontextualisierung der Hauptaussagen dieses Ansatzes mit denen von Karl W. Deutsch. Dabei wird der Fokus auf die kulturellen Ursprünge des Nationalbewußtseins gerichtet.