Berlin Hausvogteiplatz

Berlin hat Modegeschichte geschrieben. Heute ist vergessen, dass die Stadt bis zum Beginn der 1930er Jahre in der Konfektion weltweit den Ton angab. "London oder New York hatten nichts Vergleichbares! Nicht einmal Paris!" - Brunhilde Dähn berichtet kurzweilig und anekdotenreich über die Zeit von 1830 bis 1930, in der Berlin zur führenden Modestadt wurde. Das erstmals 1968 erschienene Werk war Jahrzehnte vergriffen und liegt nun in einer Neuausgabe vor. Rund um den Hausvogteiplatz entwickelte sich vor mehr als hundertfünfzig Jahren die weltberühmte Berliner Konfektion. Hier wurde erstmalig in der Geschichte modische Fertigkleidung zu erschwinglichen Preisen hergestellt und weltweit exportiert. Das Geschäftsviertel mit der zweitgrößten Industrie der Reichshauptstadt war Vorbild für andere Modezentren im In- und Ausland. Die Autorin hat in diesem Buch zahlreiche historische Informationen, Anekdoten und seltene Bilder zusammengetragen. Sie begleitet Arm und Reich, Heimarbeiterin, Kommis, Mannequin, Prinzipal oder Aristokrat auf ihren Wegen durch das alte Berlin, zum Frühstück bei Niquet, zu Gersons prächtigem Modepalast, zur Näherin im Hinterhof oder zur modischen Visite ins kaiserliche Schloss. Sie erzählt, wie preußisches Know-How im Uniformschneidern, handwerkliches Können der Flüchtlinge aus Frankreich, Polen und Russland und jüdischer Kaufmannsgeist die Berliner Konfektion in ihre Glanzzeit geführt haben. Die Wirtschaftskrise Ende der 1920er Jahre, der Aufstieg der Nationalsozialisten und der Zweite Weltkrieg haben die Konfektionsindustrie in Berlin zerstört, heute ist diese Berliner Geschichte in Vergessenheit geraten. Brunhilde Dähn wollte mit ihrem Buch schon 1968 an Aufstieg und Erfolg dieses Modezentrums erinnern. 2019 liegt ihr Werk nun in einer Neuausgabe vor. "Eine unterhaltsame und kenntnisreiche Einführung in die Berliner Konfektion" Tagesspiegel, Berlin, 2017