Berliner Straßengärten

Bruno Pietsch ist Augenmensch. Er hat viele Jahre etwas beachtet, was keine Bezeichnung hat. In Berlin, und sicher auch anderswo, begannen in den 1990er Jahren Bewohner, freie Ecken der Stadt selbst zu bepflanzen. Es sind vor allem die kleinen Grüninseln um die Bäume, die nicht einmal einen Namen haben. Bruno Pietsch nennt sie liebevoll Großstadtinseln. Es gibt darunter prachtvoll gepflegte Grünflächen, beleuchtete Mini-Gärten, exotische Pflanzungen. Oftmals freilich reicht es nur zu einer Blumenzwiebel oder einen abgestellten Blumentopf, was auch seinen besonderen Reiz haben kann. Pietsch hat über viele Jahre diese Grüninseln in ganz Berlin fotografiert, vorzugsweise in Kreuzberg, Pankow, Charlottenburg und im Prenzlauer Berg. Diese Bilder haben ihn angeregt zu kleinen Geschichten, Erlebnissen, Sprüchen, Fragen. Er äußert sich auch selbst zu diesen Minigärten: "Ein Sprichwort aus China besagt: Wer ein Jahr glücklich sein will, der heirate. Wer ein Leben lang glücklich sein will, der werde Gärtner". Wer in der Großstadt einen Moment glücklich sein will, der sollte an den kleinen Grünoasen am Straßenrand nicht achtlos vorbei laufen. Es sind Orte des Friedens, der Hoffnung, der Schönheit - eine kostenlose Möglichkeit für jeden, etwas Kraft zu tanken.

Bruno Pietsch (geb. 1949) wuchs im kriegszerstörten Ruhrgebiet auf. Ein Studium der Zahntechnik hat er abgebrochen und führte in Kreuzberg den Haushaltswarenladen seiner Mutter fort, den er Ende der 1970er verkaufte. In den 1980er Jahren war Bruno Pietsch in der Hausbesetzerszene aktiv, arbeite als Fahrradkurier, als Barkeeper und als Gärtner. Nach 1989 war er einer der ersten Westdeutschen, die in den Prenzlauer Berg zogen. Heute lebt er in einer Laubenkolonie in Tempelhof und gibt Besucherführungen und Ökologiekurse auf dem Tempelhofer Feld. Er ist in zweiter Ehe mit einer Lehrerin aus Vietnam verheiratet und hat drei erwachsene Söhne.

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