Beruflich qualifizierte Studierende.Heterogene Kapitalakkumulation, Work-Study-Life-Balance und Studienerfolg

Forschungsarbeit aus dem Jahr 2015 im Fachbereich Pädagogik - Hochschulwesen, Note: 1,3, FernUniversität Hagen (Empirische Bildungsforschung), Sprache: Deutsch, Abstract: Die strikte institutionelle Segmentierung von allgemeiner und beruflicher Bildung, die Baethge als ¿das deutsche Bildungs-Schismä (2007, S. 93) bezeichnet, ist eine Erbschaft aus dem 19. Jahrhundert. Basierend auf der curricularen Ausrichtung des Gymnasiums zur Zeit des deutschen Bildungsidealismus entwickelte sich der Exklusivitätscharakter der Hochschulreife als Zugangsbefähigung zum tertiären Bildungssektor, der eine Hochschulöffnung für einen beruflich qualifizierten Personenkreis nachhaltig erschwerte. Wenngleich sich Kontroversen über liberalere Hochschulzugangsrechte für diese Zielgruppe bis in die Anfänge der Weimarer Republik zurückverfolgen lassen, sehen Kritiker hierin damals wie heute eine Abwertung des akademischen Systems (Wolter, im Erscheinen, Absatz 5¿6). Die wohl einflussreichste Zäsur in diesem Entwicklungszeitraum stellt der Beschluss der Kultusministerkonferenz über den ¿Hochschulzugang für beruflich qualifizierte Bewerber ohne schulische Hochschulzugangsberechtigung¿ (KMK, 2009) dar, der für neue Dynamik im Diskursfeld des Dritten Bildungsweges sorgte. Hieraus sind mehrere politische Initiativen zur Förderung der Durchlässigkeit beider Subsysteme erwachsen (Nickel & Püttmann, 2015, S. 87; Wolter, im Erscheinen, Absatz 1; Wolter, Dahm, Kamm, Kerst, & Otto, 2015, S. 12). Ein Bereich, der von diesen Fördermaßnahmen jedoch weitgehend unberührt bleibt, ist die Studienfinanzierungssituation, die BQ-Studierende hinsichtlich relevanter Förderkriterien ausschließt. Weiterhin besteht ein noch sehr geringer Wissensstand über diese Zielgruppe, speziell was die zeitliche Aufwendung für Studium, Berufstätigkeit, Freizeit und Familie und die Gestaltung der W-S-L-Balance betrifft. Ebenso rudimentär sind empirische Erkenntnisse über den Studienerfolg und Studienabbruch ¿ diese stammen überwiegend aus Studien der 1980er- und 1990er-Jahre (Nickel & Püttmann, 2015, S. 94; Otto & Herzog, 2013, S. 100; Jürgens & Zinn, 2015, S. 48). Diese empirische Forschungsarbeit widmet sich dem Dritten Bildungsweg unter den genannten Aspekten der Studienfinanzierung, W-S-L-Balance und Erfolgsfaktoren. Dabei soll in einer qualitativen Einzelfallanalyse erforscht werden, welche Auswirkungen zielgruppengerechte Studienfinanzierungsmodelle als Regulationsfunktion auf die W-S-L-Balance und den Studienerfolg der Zielgruppe erwarten lassen und welche Bedeutung in diesem Kontext der sozialen und ökonomischen Kapitalausstattung zukommt.