Betriebliche Sozialpolitik im historischen Systemvergleich

Betriebliche Sozialleistungen prägten seit der Industrialisierung das Leben großer Bevölkerungsteile. Für die Zeit der deutschen Teilung analysiert sie Rüdiger Gerlach erstmals im Ost-West Systemvergleich. Auf einer breiten Quellengrundlage verdeutlicht er ihre Entwicklung am Beispiel der Automobilbauer Volkswagen und Sachsenring, die ähnliche Arbeitsbedingungen aufwiesen und gleichzeitig prototypisch für die wirtschaftliche Entwicklung in beiden Teilen Deutschlands stehen. Die Herausforderungen des fordistischen Produktionssystems führten - trotz aller Systemunterschiede - anfangs zu vergleichbaren Formen und Motiven betrieblicher Sozialpolitik. In der Folge der gesellschaftlichen und ökonomischen Veränderungen zwischen 1966 und 1975 kam es zu Zielkonflikten zwischen ihren wirtschaftlichen und sozialen Aufgaben. Seit der Mitte der 1970er Jahre etablierten sich systemtypische Formen sozialer Leistungen, welche die Wahrnehmung der betrieblichen Sozialpolitik in West und Ost bis heute prägen. Der Vergleich mündet in der Analyse ihrer spezifischen und gemeinsamen Entwicklungsprozesse in beiden Systemen, welche die gängigen Bilder vom fürsorglichen DDR-Betrieb und dem an sozialen Fragen uninteressierten Marktunternehmen präzisiert und teilweise konterkariert.

Rüdiger Gerlach studierte Betriebswirtschaftslehre und Geschichte in Berlin. Promotion 2012 an der Universität Potsdam. Er arbeitet als Wissenschaftlicher Mitarbeiter am Zentrum für Zeithistorische Forschung e.V., Potsdam.

Forschungsschwerpunkte: Wirtschaftsgeschichte, Globalisierung, Industriegeschichte, industrielle Beziehungen, Kolonialismus und Imperialismus, Geschichte der Nationalökonomie, Geschichte der Automobilindustrie.

Weitere Produkte vom selben Autor

Nichtlineare Optimierung Reinhardt, Rüdiger, Gerlach, Tobias, Hoffmann, Armin

49,99 €*