Beziehungen zwischen 'Rassen' und Ethnien in der amerikanischen Großstadt, am Beispiel des Konflikts zwischen Italienern und Iren im North End von Boston zwischen 1880 und 1945

Vordiplomarbeit aus dem Jahr 2005 im Fachbereich Soziologie - Kultur, Technik, Völker, Note: 1,3, Philipps-Universität Marburg, Sprache: Deutsch, Abstract: ' Great cities have always been the melting-pots of races and of cultures.' Robert Ezra Park beschreibt mit dieser Aussage bereits im Jahre 1925 die wesentlichen Charakteristika von 'Great cities'. Anders ausgedrückt lebt eine Stadt im wahrsten Sinne des Wortes nur durch seine Einwohner. Dabei funktioniert sie wie ein Magnet, indem sie Menschen verschiedenster 'races' und 'cultures' anzieht und eng an sich bindet. Eine logische Folge des Zusammentreffens vieler Personen ist, dass diesen nur begrenzten Wohn- und Lebensraum zur Verfügung steht, welcher es unvermeidlich werden lässt, dass viele Individuen aufeinanderstoßen. Daraus soll mit der Zeit eine Einheit hervorgehen, die Park als einen 'melting-pot' bezeichnet. Allerdings ist es entscheidend zu verstehen, ob diese vielen Menschen miteinander verschmelzen oder nebeneinander leben und ein Mosaik mit verschiedenen ethnischen und kulturellen Hintergründen ergeben. Damit diese Prozesse soziologisch betrachtet werden können, ist es für das Verständnis notwendig zu wissen wofür der Begriff 'race' steht und was, ins Deutsche übersetzt, eine 'Rasse' von einer Ethnie unterscheidet. Welche Rolle spielt die Kultur für Menschen der gleichen Nationalität und deren Identität? Individuen beziehen sich immer auf einer Gruppe, an deren Wertemaßstäben und Handlungsmustern sie sich orientieren und ihr eigenes Handeln und Denken an dieser Gruppe ausrichten. Wie stark wirkt sich eine gemeinsame Abstammung auf Loyalität und Solidarität des Einzelnen zur eigenen Gruppe aus? Ein Zusammengehörigkeitsgefühl muss aber vielfach erst über Jahre und Generationen entstehen und ist oft das Ergebnis von Konflikten vieler kleiner Gruppen. Der Zusammenhalt derartiger Gruppen zeichnet sich aus durch eine geringe soziale und räumliche Distanz. Ein geringer sozialer und räumlicher Abstand ist dagegen ein wesentlicher Auslöser für Konflikte. Diese soziologischen Tatbestände sollen im Folgenden einen theoretischen Erklärungsansatz erfahren. Beispielhaft eignet sich die Stadt Boston mit ihrem Einwandererviertel North End dazu, um die Entstehung und den Verlauf des Konflikts zwischen Iren und Italienern soziologisch zu erklären, welcher seine charakteristischen Züge zwischen 1880 und 1945 offenbarte. Die Grundlage dieser Untersuchung bildet 'Street corner society' von William F. Whyte, der ab 1937 drei Jahre in benanntem Viertel lebte, um die Gruppenstrukturen unter den Italienern der zweiten Einwanderergeneration zu erforschen.