Biopolitik. Die Veränderung des Staates im Umgang mit Krankheiten

Essay aus dem Jahr 2016 im Fachbereich Philosophie - Epochenübergreifende Abhandlungen, Note: 2,0, Technische Universität Dresden (Institut für Philosophie), Veranstaltung: Seminar Foucault II, Sprache: Deutsch, Abstract: Dieses Essay befasst sich aus philosophischer und historischer Sicht mit der sogenannten Biopolitik, dem Umgang des Staates mit Krankheiten. Bevor der Begriff der Biopolitik aber auch der Biomacht näher thematisiert wird, sollte zunächst auf das Staatsbild, wie es bis zum Ende des Mittelalters vorherrschte, eingegangen werden. Foucault nennt diese Epoche die klassische Theorie der Souveränität. Eines der charakteristischsten Merkmale der alten Form von Staatsmacht ist das Recht über Leben und Tod. Das bedeutet, dass ein Staat seiner Macht nur dadurch Ausdruck verleiht, indem er über Leben oder Tod entscheidet. Natürlich kann ein Souverän keine Macht, wie Foucault es nannte, durch 'Leben machen''erzeugen. Das Recht auf Leben und Tod bezieht sich also auf 'Leben lassen beziehungsweise Sterben lassen'. Damit eine Gesellschaft überleben konnte, wurde aus ihr ein absoluter Souverän gewählt, welcher imstande war, um das Fortleben zu sichern, eine Vielzahl seiner Untertanen in den Tod zu schicken. Dies ist also eine recht einseitige Form von Macht. In der Epoche des Spätmittelalters, die auf jeden Fall von der klassischen Theorie der Souveränität geprägt ist, führt Foucault das Beispiel der Leprakranken ein. Der Staat konnte zu der Zeit das Problem nur durch den systematischen Ausschluss eben jener Kranken lösen. Eine zielgerichtete Exklusion aller Betroffenen sollte das Überleben und Fortbestehen der restlichen Gesellschaft sichern. Der Staat konnte mit dem Recht auf Leben oder Tod nur entscheiden, ob eine Person augenscheinlich gesund war und damit Leben durfte oder zusammen mit den anderen Kranken ihrem Schicksal überlassen werden musste.