Björn Höcke, ein Hassredner? Eine linguistische Analyse seiner Dresdner Rede vom 17. Januar 2017

Masterarbeit aus dem Jahr 2017 im Fachbereich Germanistik - Linguistik, Note: 1,0, Johannes Gutenberg-Universität Mainz, Sprache: Deutsch, Abstract: Sprache ist das Kommunikationsmittel schlechthin: Sie bildet seit Jahrtausenden die Grundlage für das gegenseitige Verständigen und Verstehen von heute mehr als sieben Milliarden Menschen weltweit. Währenddessen liegt die Aufmerksamkeit eigentlich mehr auf dem was wir sagen, als auf dem wie wir es sagen. Strukturen und Gebrauchsmuster der Sprache bleiben für die meisten eigentlich unterhalb der Wahrnehmungsschwelle - aber eben nur eigentlich. Denn Sprache ist nie wertfrei, nur 'selten objektiv in der Information und ebenso selten ideologieindifferent': Jedes sprachliche Zeichen, das wir zur Realisierung der sprachlichen Inhalte wählen, verrät etwas über unsere Werte und Vorstellungen. Dementsprechend ist Sprache 'not only an instrument of communication or even knowledge but also an instrument of power. Die Mitglieder einer Sprachgemeinschaft sind in der Lage, versteckt Wertungen zu transportieren und zu verbreiten. Und genau das macht Sprache so gefährlich: Sie sei das stärkste Rauschgift, das die Menschheit verwende, soll der britische Dichter Rudyard Kipling einmal gesagt haben. Ein Beispiel dafür, wie Inhalt und Sprache zum Gegenstand der Kommunikation werden können, liefert die Rede von Björn Höcke, Thüringer Landes und Fraktionsvorsitzender der Alternative für Deutschland. Der 45Jährige löste im Januar dieses Jahres eine Diskussion darüber aus, wo 'ehrliches und demokratiekonformes' Sprechen endet und 'manipulierendes und demokratiefeindliches' Sprechen beginnt. Die Auseinandersetzung darum, was Höcke sagt und wie er das versprachlicht, entwickelte sich schnell zur Frage, ob das eine Demokratie noch vertragen kann - oder vertragen muss. Der Redner, Björn Höcke, ist seit April 2013 AfD-Mitglied und wird dem nationalkonservativen Flügel zugerechnet. Wiederholt sorgte er in den letzten Monaten für kontroverse Diskussionen, wie um den ' lebensbejahende(n) afrikanische(n) Ausbreitungstyp ' Deutschlands. Am 17. Januar 2017 hielt Höcke eine Rede vor der Nachwuchsorganisation der AfD, der Jungen Alternative, in Dresden. Darin bezeichnete er das Berliner HolocaustMahnmal als 'Denkmal der Schande' und forderte eine 'erinnerungspolitische Wende um 180 Grad' in der deutschen Erinnerungskultur. Während er auf der einen Seite einen Sturm der Entrüstung auslöste und Strafanzeigen wegen des Verdachts der Volksverhetzung eingingen, sorgte er bei Anderen für lebhaften Beifall und laute Zurufe. Wie ist es möglich, dass ein und dieselbe Rede derart polarisiert?