Böhmen nach der Schlacht am Weißen Berg: Bestrafung - Elitenaustausch - Absolutismus

Studienarbeit aus dem Jahr 2005 im Fachbereich Geschichte Europa - and. Länder - Mittelalter, Frühe Neuzeit, Note: 1,3, Universität Leipzig (Historisches Seminar), Veranstaltung: Beate Kusche, Quellen zur Alltags- und Mentalitätsgeschichte des 30jährigen Krieges, Sprache: Deutsch, Abstract: Die Niederlage der protestantischen Stände-Armee in der Schlacht am Weißen Berg vor den Toren Prags am 9. November 1620, die grausamen Bestrafungen, sozialen Umwälzungen und die neue Verfassung 1627 werden in der modernen Geschichtswissenschaft nicht mehr als die nationale Tragödie Böhmens betrachtet. Doch sie stellen die einschniedenste Zäsur in der Geschichte vor 1918, dem Jahr der Gründung der Tschechoslowakei, dar. Diese Zäsur, ihre direkten Auswirkungen und langfristigen Folgen sollen in dieser Arbeit näher beleuchtet und bewertet werden. Das Spannungsfeld, in dem die Prozesse analysiert werden sollen, bewegt sich zwischen den Fragen: Veränderte die Niederlage der Stände und ihre Entmachtung durch die 'absolutistische' Landesordnung, den politischen Charakter der böhmischen Gesellschaft, der von vielen Historikern als in der Frühen Neuzeit äußerst modern beurteilt wird? Oder änderte sich lediglich das soziale Gefüge und auf der politischen Ebene überwog die Fortführung ständischer Partizipation durch die qualitative Teilung der politischen Macht zwischen (katholischen) Magnaten und dem Landesherrn? Zuerst sollen die unmittelbaren Strafmaßnahmen dargestellt und bewertet werden, also das 'Prager Blutgericht', die Konfiskationen und die 'Entthronung' Friedrichs von der Pfalz. Es folgt eine mit Zahlen belegte Skizze der sozialen Umwälzungen, die durch massenhafte Emigration der protestantischen Bevölkerung und den Zustrom ausländischer, katholischer, kaisertreuer Adelsgeschlechter verursacht wurden. Anschließend werden die 'Verneuerte Landesordnung', ihre Umsetzung, Folgen und Bewertungen in der Geschichtswissenschaft, vorgestellt und kritisch hinterfragt. Das Untersuchungsfeld beschränkt sich, bis auf die Darstellung der für das Reich relevanten Kurübertragung, auf Böhmen ohne seine Nebenländer. Der weitere Verlauf des Dreißigjährigen Krieges wird ebenfalls nur sporadisch einbezogen werden.