Brasilien zwischen Hoffnung und Illusion

Brasilien ist ein Land mit ausgeprägter sozialer Ungleichheit. Gleichzeitig verfügt es über enorme Naturressourcen und sehr unterschiedliche Klimazonen, die eine riesige biologische Vielfalt hervorgebracht haben und den Anbau fast aller Kulturpflanzen ermöglichen. Die Wirtschaftsstruktur aber ist nach wie vor stark von Agrarexporten geprägt, basierend auf Monokulturen wie Kaffee, Soja und Zuckerrohr. Somit wurde das Land zunehmend für Entwaldung, Landkonzentration, Korruption, Pestizideinsatz und Vertreibung indigener Völker bekannt. Andererseits zählen politische Ansätze wie die Solidarwirtschaft, das Konzept des Beteiligungshaushalts, das Null-Hunger-Programm, die Agrarökologie und das Schulspeisegesetz zu sehr erfolgreichen Erfahrungen, von denen andere Länder lernen können. Wie sind diese Widersprüche zu erklären? Wie kam es zur aktuellen politischen Entwicklung? Welche positiven Ausblicke gibt es? Antônio Inácio Andrioli liefert die Antworten und fundierte Einblicke in die (Agrar-)Politik Brasiliens.

Antônio Inácio Andrioli wurde 1974 in Campina das Missões (Brasilien) geboren. Er promovierte am Fachbereich Sozialwissenschaften der Universität Osnabrück zum Thema »Biosoja versus Gensoja« und war als wissenschaftlicher Mitarbeiter an der Johannes Kepler Universität Linz (Österreich) tätig. Die brasilianische Regierung berief ihn 2009 in die Gründungskommission und 2011 zum Vizepräsidenten der neuen staatlichen Universität UFFS (Universidade Federal da Fronteira Sul), die sich schwerpunktmäßig mit nachhaltiger Landwirtschaft und Agrarökologie beschäftigt.