Braucht die Kommunikationswissenschaft Systemtheorie?

Studienarbeit aus dem Jahr 2010 im Fachbereich Medien / Kommunikation - Theorien, Modelle, Begriffe, Note: keine, Universität Münster (Kommunikationswissenschaften), Sprache: Deutsch, Abstract: 1. Einleitung Talcott Parsons gilt als Begründer der Systemtheorie, beziehungsweise des Struktur-Funktionalismus, welches eine spezielle Form der Systemtheorie ist. Die Systemtheorie ist gekennzeichnet durch die Vorstellung, dass Systeme aus einzelnen Elementen bestehen und sich durch eine sie umgebende Umwelt abgrenzen und austauschen. Es geht um die Differenz von System und Umwelt. Das allgemeine Handlungssystem bildet den Kern dieser Theorie. (Vgl. Esser 2001: 65) Im Verlauf dieser Arbeit wird auf die Frage eingegangen, inwieweit das AGIL-Schema zum Verständnis des Sozialsystems Gesellschaft beiträgt. Agil bedeutet in diesem Zusammenhang allerdings nicht lebhaft. Dennoch ist es interessant, dass das Wort 'agil' vom lateinischen Verb 'agere' abstammt, was so viel wie 'handeln' bedeutet. Talcott Parsons erweiterte das von Robert Bales in Kleingruppen konstruierte AGIL-Schema in den 50er Jahren. Es interessierten ihn die Voraussetzungen, die erfüllt sein müssen, damit sich aufeinanderbezogene Handlungen als selbstständiges System zu einer Umwelt abgrenzen können. (Vgl. Schneider 2002: 144) Vergleichbar mit den Prozessen eines Organismus, bei dem Stoffwechsel-funktionen, Austausch von Nährstoffen und diverse Mechanismen der Selbst-regulation ein große Rolle spielen, ist es auch in einer Gesellschaft nötig, Prozesse gezielt zu koordinieren, zu verknüpfen und aufrecht zu erhalten. Hierbei sollen Anpassung (adaption), Zielerreichung (goal attainment), Integration (integration) und Strukturerhaltung (latent pattern maintenance) als zentrale Dimensionen des AGIL-Schemas die Abläufe sichern und steuern. (Vgl. ebd.) Parsons betrachtet die vier Funktionen als universale Bezugsprobleme, die zur Lösung eines jeden Systems erfüllt werden müssen, damit der Fortbestand der Austauschprozesse des Systems sichergestellt ist. (Vgl. ebd.:146) Er bevorzugt im Gegensatz zu Robert Bales die deduktive Vorgehensweise bei der Konstruktion des AGIL-Schemas. Handlungssysteme müssen also sowohl ihr äußeres Verhältnis zur Umwelt, als auch das Verhältnis zu sich selbst so gestalten, dass eine Reproduktion des Systems gewährleistet ist. (Vgl. Schimank 2007: 86) Der Fokus dieser Arbeit liegt auf der Betrachtung des allgemeinen Handlungssystems und des Gesellschaftssystems mit seinen Subsystemen Politik, Wirtschaft, gesellschaftliche Gemeinschaft und des Treuhandsystems.

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