Brennendes Geheimnis

Zweigs Blickwinkel auf die psychologischen Veränderungen und die feinfühligen Schilderungen von Edgars Schritten in die Welt der Erwachsenen zwischen Traum und Realität waren damals neu. Er traf die Zeitströmung, wie sie damals im Wien seiner Zeitgenossen Sigmund Freud und Arthur Schnitzler herrschte. Die Situation des Jungen im Generationenkonflikt mit den Spielregeln der Erwachsenen, die bis zur körperlichen Auseinandersetzung geht, kann als Metapher für den Übergang der etablierten Gesellschaftsordnung des Fin de siècle in ein neues Jahrhundert am Vorabend des Ersten Weltkriegs gedeutet werden. Auch in den folgenden Jahren gewann die Novelle zunehmend an Verbreitung und erreichte eine Auflage von 170.000 Exemplaren, bis seine Werke 1933 auf die Listen für die Bücherverbrennungen der Nazis gesetzt wurden. Brennendes Geheimnis musste danach von Wien aus verlegt werden. Ab 1938 war auch dies nicht mehr möglich.

Stefan Zweig floh, nachdem das nationalsozialistische Regime in Österreich sein Haus durchsuchte und seine Bücher auf die Liste der Bücherverbrennung gesetzt wurden über London, New York und Argentinien nach Brasilien. Am 23. Februar 1942 nahm er sich in Brasilien das Leben. In seinem Abschiedsbrief hatte Zweig geschrieben, er werde "aus freiem Willen und mit klaren Sinnen" aus dem Leben scheiden. Die Zerstörung seiner "geistigen Heimat Europa" hatte ihn für sein Empfinden entwurzelt, seine Kräfte seien "durch die langen Jahre heimatlosen Wanderns erschöpft".

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