Die Diplomatie und ihre Erforschung haben sich im 20. Jahrhundert teils erheblich gewandelt. In der Politikwissenschaft löste eine Betrachtung der zahlreichen Hintergründe internationaler Beziehungen die konventionelle, auf Verhandlungen auf höchster Ebene beschränkte Diplomatiegeschichte ab. Die Altertumswissenschaften dagegen tendieren weiterhin zu einem engen Konzept der Diplomatie als einer stark formalisierten und letztlich ehrlichen Begegnung politischer Mächte auf Augenhöhe. Jedoch bleibt so ein Großteil der Aktionen zwischen spätantiken Gemeinwesen unbeachtet, die heute fraglos der Diplomatie zuzuordnen sind. Hansjoachim Andres weist in seiner Studie ein fortlaufendes Band klar strukturierter Beziehungen zwischen Rom und den Sasaniden nach, das zu einer Neubewertung der in den Quellen zu findenden Konflikte und Kontakte führt. Unter dem Licht der 'new diplomacy' weicht der Eindruck spontan beschlossener Außenpolitik einem Beziehungsgefüge, das beide Seiten mit allen zur Verfügung stehenden Mitteln vormoderner Gemeinwesen zu modifizieren suchten.

Hansjoachim Andres ist wissenschaftlicher Mitarbeiter am Lehrstuhl für Alte Geschichte der Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf. Seine Forschungsschwerpunkte liegen auf spätantiker Geschichte, Geistes- und Ideengeschichte der Alten Welt, Aspekten der Rezeption sowie Militaria und Realienkunde.

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Helenos und Helena Hansjoachim Andres

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