'Brüderliche Egoisten'

Die Autoren und Übersetzer Erich Arendt und Hans Magnus Enzensberger sind zwei Schlüsselfiguren der deutsch-deutschen Literatur nach 1945, vor allem aber der Aneignung internationaler Literaturen in diesen Jahrzehnten. Ihre Übersetzungen, die entscheidend dazu beitragen, Dichter der spanischsprachigen Moderne wie Pablo Neruda, César Vallejo oder Rafael Alberti in beiden deutschen Staaten zu popularisieren, erkundet die vorliegende Arbeit erstmals im dialogischen Spannungsverhältnis zu Arendts und Enzensbergers Lyrik und ihrer Vorstellung von Literatur der formativen 1950er und 1960er Jahre. Der zugrunde gelegte Übersetzungsbegriff schließt dabei sowohl die text- als auch die kulturbezogene Dimension zielsprachlicher De- und Re-Kontextualisierungsprozesse mit ein. Das grenzüberwindende Sprechen im Echo des Anderen - so das zentrale Movens der detaillierten Textlektüren - ist Ausdruck differenter (übersetzungs-)poetologischer Credos und transkultureller Appropriationsverfahren.