Building Scotland's Church

Der romantische Zauber der schottischen Kirchen schlug über die Jahrhunderte bedeutende Künstler in ihren Bann und inspirierte etwa Theodor Fontane zu emphatischen Gedichten oder William Turner zu grandiosen Aquarellen. Dagegen schenkte ihnen die Wissenschaft keine nennenswerte Beachtung, so daß sie eine terra incognita der Architekturgeschichte geblieben sind. Der Grund für die Begeisterung der einen und das Desinteresse der anderen ist, daß sich nur Ruinen erhalten haben. Die großen Kathedralen und Klosterkirchen verloren nach der Reformation ihre Funktion und ihre adligen Besitzer verwandelten sie in romantische Ruinenparks. Sie wurden daher vorwiegend als Zeugnisse der britischen Romantik wahrgenommen und weniger als bedeutende Denkmäler der mittelalterlichen Architektur. Die christliche Sakralarchitektur fand ihren Weg erst spät über den Hadrianswall, das erste Jahrhundert schottischer Kirchenbaukunst ist das 12. Jahrhundert. Dann aber entstand in wenigen Jahrzehnten eine im Verhältnis zu den natürlichen Ressourcen überraschende Anzahl monumentaler Steinbauten. Zwischen 1120 und 1200 wurden sechs Kathedralen, etwa 40 Klosterkirchen sowie unzählige Pfarrkirchen zunächst im Stil der anglo-normannischen Romanik und im letzten Jahrhundertdrittel in den Formen einer französisch-zisterziensisch inspirierten Frühgotik errichtet. Das vorliegende Buch konzentriert sich auf die in substanziellen Teilen erhaltenen Kirchenruinen und entwickelt aus eingehenden Bauuntersuchungen eine Vorstellung ihrer ursprünglichen Bauform und Konzeption sowie der Baugeschichte. Die wichtigsten Kirchenbauten werden in semi-monographischen Kapiteln behandelt und auf ihre Vorbildbeziehungen untersucht. Dabei gilt eine wichtige Fragestellung der Rezeption der englischen und kontinentalen Architektur, aus der die schottische Architekturlandschaft hervorging.