Byzanzrezeption in der Allerheiligen-Hofkirche in München
Autor: | Wossal, Lisa |
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EAN: | 9783656699606 |
Auflage: | 001 |
Sachgruppe: | Kunst |
Sprache: | Deutsch |
Seitenzahl: | 20 |
Produktart: | Kartoniert / Broschiert |
Veröffentlichungsdatum: | 21.07.2014 |
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Studienarbeit aus dem Jahr 2014 im Fachbereich Kunst - Architektur, Baugeschichte, Denkmalpflege, Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg, Sprache: Deutsch, Abstract: Die Zitate aus verschiedensten Zeitepochen machen es deutlich: byzantinische oder Byzanz-rezipierende Kirchengebäude haben seit jeher eine außerordentliche Wirkung auf ihre Besucher. So kam es am Anfang des 19. Jahrhunderts dazu, dass Ludwig I. von Bayern den Plan fasste, in seiner Heimat eine ebensolche Kirche nach byzantinischem Vorbild zu errichten. Zu dieser Zeit entwickelt sich der Historismus in Architektur und Kunst, bei dem Stilelemente vergangener Epochen wieder verwendet, vermischt, kopiert oder neu interpretiert werden. Ludwig Wamser sieht diese Neu- oder, je nach Sichtweise, Rückentwicklung als Reaktion auf die neuen zeitlichen Umstände. Mit der wachsenden Industrialisierung zeigt sich eine Umverteilung in der Gesellschaft; es entsteht eine größer werdende Arbeiterschicht, die ein demokratisches System verlangt. Nun lassen die Herrscher Gebäude errichten, die stilistisch aus Zeiten stammen, in denen eine Person, oft in Einklang mit der Kirche, von Gott gewollt, allein und unangefochten herrschte. So versuchten sie wohl ¿auch mit Mitteln der Kunst die alten Zustände zu erhalten oder ein Ausgleich zu schaffen¿, wie es Wamser formuliert. Dabei entwickelte sich unter Ludwig I. zum ersten Mal eine Vorliebe für den ¿byzantinischen Stil¿. Die Vorstellung dieses Stils unterscheidet sich jedoch in der damaligen Zeit stark von unserer heutigen, da die Bauten des heutigen Griechenlands und der Türkei noch kaum bekannt, vor allem nicht untersucht waren. Wohl bekannt waren dagegen die vom byzantinischen Reich beeinflussten Bauten in Italien, wie die Capella Palatina in Palermo. Diese besuchte Ludwig I. zur Weihnachtsmesse im Jahr 1823 auf seiner Italienreise. Die Wirkung dieser Kirche, mit ihrer Mosaikausstattung und Kuppelgewölben, die am Weihnachtsabend von Kerzen erleuchtet wurden, muss einen enormen Eindruck auf Ludwig gemacht haben. Besonders deutlich wird das in einem Zitat von Leo von Klenze, der später als Hofarchitekt Ludwigs I. galt und auch mit dem Bau der neuen, von Palermo beeinflussten Kirche beauftragt wurde: ¿Der Goldgrund dieser Gemälde, das sonderbare, phantastische Verhältnis des Ganzen, der Rost eines ehrwürdigen Alterthums, die geschichtlichen Erinnerungen, welche sich daran knüpften, und die heilige Handlung bei mitternächtlicher Beleuchtung hatten auf den Kronprinzen so gewaltigen Eindruck gemacht, dass er nicht Worte finden konnte, mir denselben zu beschreiben.¿