Carl Schmitts Sicht auf die außereuropäische Welt

Studienarbeit aus dem Jahr 2016 im Fachbereich Jura - Rechtsphilosophie, Rechtssoziologie, Rechtsgeschichte, Note: 17 Punkte, Eberhard-Karls-Universität Tübingen (Juristische Fakultät), Veranstaltung: Seminar: Die außereuropäische Welt in der Staats- und Rechtsphilosophie der Neuzeit, Sprache: Deutsch, Abstract: In einer dekolonisierten und zunehmend globalisierten Welt, in der Europa nur noch ein 'Spieler' unter vielen ist und sich in einer immer engeren Europäischen Union organisiert, um seinen Einfluss zu erhalten, betrachtet sich der 'alte' Kontinent verständlicherweise nicht mehr als Mittelpunkt und Machtzentrum der Erde. Die Epoche des Imperialismus, während der ein Großteil der außereuropäischen Welt unter mehr oder weniger direkter Kontrolle europäischer Staaten stand, ist lange vorbei, und heutzutage erscheint es politisch und moralisch nicht mehr vertretbar, dies zu bedauern. Trotzdem oder gerade deswegen ist es interessant, die Argumentation derjenigen nachzuverfolgen, die es bedauerten. Hierzu kann man den deutschen Staatsrechtler Carl Schmitt (1888-1985) zählen. Nach einem Überblick über sein Leben und Denken und über einige historische Hintergründe seiner Thesen soll daher im Folgenden anhand seines 1950 erschienenen Buches 'Der Nomos der Erde im Völkerrecht des Jus Publicum Europaeum' seine Sicht auf die außereuropäische Welt dargestellt werden. Eine kurze Zusammenfassung dieses Werkes erscheint indessen bereits an dieser Stelle angebracht: Der 'Nomos der Erde' ist vor allem ein rechtshistorisches Werk; Schmitt behandelt darin die Entstehung und Auflösung des europäischen Völkerrechtssystems der Neuzeit, des ius publicum europaeum. Er sieht in diesem System eine konkrete, nur für Europa praktikable und dessen weltweite Vorherrschaft sichernde Ordnung, deren Übertragung auf die ganze Welt Europa seine Stellung als 'sakrale Mitte der Erde' gekostet habe. Diese 'Entthronung' Europas verbindet Schmitt mit dem Aufstieg der Vereinigten Staaten von Amerika zur führenden globalen Großmacht, der seinen Ursprung in einem seit der Entdeckung der Neuen Welt verlaufenden, von England ausgelösten Wandel im Völkerrechtsdenken gehabt habe: An die Stelle eines 'terranen' (europäischen), auf die Einhaltung des europäischen Gleichgewichts und die Hegung des Krieges ausgerichteten Denkens sei ein 'maritimes' (globales) Denken getreten, das jenes Gleichgewicht zerstört habe, ohne eine neue Ordnung, einen neuen Nomos, zu schaffen. Wegen dieser negativen Beurteilung hat man den 'Nomos der Erde' auch 'eine spekulative Endgeschichte des Abendlandes im Spiegel der Völkerrechtsgeschichte' genannt.

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