Carmen - Analyse einer fatalen Liebe

Studienarbeit aus dem Jahr 2007 im Fachbereich Germanistik - Neuere Deutsche Literatur, Note: 1,3, Freie Universität Berlin (Fachbereich der 'Neuen deutschen Literatur'), Veranstaltung: Zigeuner in der Literatur des 19. und 20. Jahrhunderts, Sprache: Deutsch, Abstract: 'Die Geschichte von Carmen ist ... die ewige Geschichte von Liebe und Hass.' Carlos Saura trifft mit dieser Aussage die unverwechselbare Quintessenz der Carmenthematik, die bis in die heutige Zeit nichts an ihrer Anziehungskraft eingebüßt hat. Schon die ursprüngliche 'Carmen', wie sie in der Novelle vom französischen Schriftsteller Prosper Mérimée zu finden ist, ist eine der prägnantesten Grenzgängerinnen, die gegen die Ordnung der streng verwalteten gesellschaftlichen Werte und Normen eine Stichflamme hitziger Emotionen entgegensetzt und die Vernunft ins Abseits befördert. Bereits Nietzsche lobte Carmen als eine Absage an die Dekadenz und ihre Überwindung. Die traditionellen, moralischen und abgegriffenen Kategorien von Gut und Böse lässt das Carmen Werk hinter sich und zentralisiert das Gegenüber von Liebe und Hass, Leidenschaft und Vernunft in einen neuen aber wieder erkennbaren Kontext. Dieser immer noch aktuelle Stoff der tragischen Zigeunerliebe bildete die Basis für zahlreiche Carmenvariationen seit seiner Entstehung. Hier spielen vor allem die unterschiedlichen Betrachtungs- und Leseweisen eine primäre Rolle. Der Text bietet sich in den verschiedensten Blickwinkeln an, sei es zum Beispiel in der Analyse der gesellschaftlichen Randgruppierung der Zigeuner und Banditen, der tragischen Liebesgeschichte oder sogar in Bezug auf die Freudschen Aspekte der Psychoanalyse. Ich persönlich erachte die abwechslungsreichen Identifikationsangebote der Novelle gegenüber dem Leser als bedeutend, welche durch die Emotionen von Liebe, Eifersucht und dem Wunsch nach Andersartigkeit verbunden mit der Faszination des Verbotenen hervorgerufen wird. Aus diesem Grund werde ich mich in dieser Hausarbeit insbesondere mit der Thematik der emotionalen, fatalen Zigeunerliebe beschäftigen. Im Vordergrund steht vor allem die Frage nach der Verantwortlichkeit des dramatischen Ende der Liebenden. War es die diabolische Zigeunerin, die José mit ihren Reizen in den Abgrund getrieben hat, war es der soziale Kontext des Banditenmilieus der Carmens oder Josés Handeln determiniert hat oder war es eine Charakterschwäche des Navarresen mit einer so selbstbewussten Frau nicht umgehen zu können. Um diese Fragen beantworten zu können, ist es wichtig sich die Puzzelteile der Novelle einzeln zu betrachten. Nach einer kurzen Einführung in den historischen Kontext und dem Novellenaufbau werde ich die einzelnen Stationen der Liebesentwicklung von Don José und Carmen inspizieren.

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