Carpetbagger - Synonym für Korruption und Amtsmissbrauch?

Studienarbeit aus dem Jahr 2002 im Fachbereich Geschichte - Amerika, Note: 3, Universität zu Köln (Historisches Seminar - Anglo-Amerikanische Abteilung), Veranstaltung: HS The Mason-Dixon Line, Sprache: Deutsch, Abstract: Ist die abfällige Bedeutung des Begriffs Carpetbagger1 gerechtfertigt? Welche historische Bedeutung haben die Nordstaatler, die nach dem Bürgerkrieg in den eroberten Süden gekommen waren? Das sind zwei zentrale Fragen, zu dessen Beantwortung diese Arbeit einen Beitrag liefern möchte. Vor Analyse und Argumentation werden zwei Kernthesen angeben: 1. Es gab mehrere Motive der Carpetbagger, in der Reconstruction-Phase in den eroberten Süden zu kommen. Das Motiv des schnellen wirtschaftlichen oder politischen Erfolgs reicht nicht aus. 2. Carpetbagger dürfen nicht nur ein Synonym für korrupte Politiker mit Besatzermentalität sein. Der Amtsmissbrauch nach dem Bürgerkrieg in den Südstaaten muss präziser beschreiben werden, die Verantwortlichen genauer benannt werden und eine neue Bezeichnung für den Amtsmissbrauch in dieser Zeit gefunden werden.. Carpetbagger sind ein wichtiger Forschungsgegenstand, da anhand des Carpetbagger- Mythos' deutlich gemacht werden kann, wie Probleme entstanden sind, wenn eine Gesellschaft vor politischen und wirtschaftlichen Neuanfängen steht. Genauer: Carpetbagger personifizieren die Ablösung des 'Old South'. Die Siegermacht 'Union' wollte in der Reconstruction-Phase einen Wechsel zwischen zwei Gesellschaftsformen erzwingen, was nur aber bedingt gelungen ist. Carpetbagger personifizieren die Probleme einer traditionellen Gesellschaftsform, der von außen eine neue Form aufgesetzt werden soll. Im Carpetbagger-Mythos fokussieren sich die Differenzen zwischen Eroberer/Besatzer und Besiegten/Besetzten. Carpetbagger wurden damit konfrontiert, in der 'Identitätskrise im Süden der Union'2 ein neues gesellschaftliches und wirtschaftliches System etablieren zu müssen. Die Biografien der Carpetbagger sind zentrale Fixpunkte der Zeit, in der ehemalige Amtsträger entmachtet und enteignet, ein ökonomische System zusammenbricht und sich opportunistische Einheimische, fremde Sieger und ehemalige Sklaven ohne Bürgerrechte gegenseitig in politische Schlüsselämter verhelfen. In der Geschichte kommt es häufig vor, dass in einer Nachkriegsphase einer eroberten Gesellschaft von der Sieger-Gesellschaft neue Werte und gesellschaftliche/politische Formen oktroyiert werden. In der neueren Geschichte ist die Wiedervereingung Deutschlands ein weiteres Beispiel dafür.3

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