Colón und die Indianer

Studienarbeit aus dem Jahr 2010 im Fachbereich Romanistik - Hispanistik, Note: 1,7, Universität Potsdam, Sprache: Deutsch, Abstract: Wie wird der Andere, das fremde Subjekt, textuell dargestellt und in dieser Darstellung hergestellt? Dies ist die Ausgangsfrage, die wir uns stellen möchten im Hinblick auf die Analyse des diario de a bordo von Cristóbal Colón. Im diario de a bordo sind die Entdeckungen seiner ersten Entdeckungsfahrt nach Amerika 1492- 1493 aufgezeichnet und beinhaltet auch den Bericht des ersten Zusammentreffens der Indios und Europäer. Auf seiner ersten ¿Indien- Reise¿ entdeckte Colón die Inseln der Karibik. In diesem Raum lebten die Tainos, die der Sprachfamilie der Aruak oder Arawak angehören. Weder die Sprache noch die Kultur oder die gesellschaftlichen Organisationsformen der Tainos waren den Eindringlingen bekannt. Diese Tatsache und die extrem lange Seereise machte die Fahrt von Cristóbal Colón zu etwas radikal anderem wie die früheren Entdeckungsfahrten. Es sei darauf hingewiesen, dass die Analyse des diario de a bordo durchaus nicht unproblematisch ist, da das Original nicht mehr existiert. Nach Ankunft in Spanien 1493 übergab Colón das Original den Königen Isabella von Kastilien und Ferdinand von Aragón. Vor seiner zweiten Reise nahm er das Bordbuch wieder an sich, jedoch fertigten die Katholischen Könige vorab eine Kopie an, die unter dem Namen ¿Barcelona- Kopie¿ bekannt ist. Diese Kopie war wahrscheinlich die Grundlage für die kommentierte Zusammenfassung von Fray Bartolomé de Las Casas. Wie treu der Bischof den Worten des Admirals folgte, bleibt ungewiss, da sowohl das Original sowie die ¿Barcelona- Kopie¿ verschwunden sind. Zunächst war auch das Manuskript von Bartolomé de Las Casas verschollen, bis Martin Fernández de Navarrete 1790 es in der Privatsammlung des Duque de Infantada wiederentdeckte. Navarette und die meisten folgenden Herausgeber entschieden sich für den Verzicht der einleitenden Worte und der Randbemerkungen von Bartolomé de Las Casas. In der weggelassenen Einleitung erklärt der Dominikaner, dass es sich bei diesem Manuskript vielmehr um eine Zusammenfassung als um eine wortgetreue Kopie handelt. Aus diesem Grund ist ein großer Teil des Bordbuches in der dritten Person Singular verfasst und direkte Zitate wurden sichtlich markiert. Aus diesem Sachverhalt tritt hervor, dass der Text weder monolithisch noch homogen sein kann. Auf jeden Fall, treten die Interessen des Dominikaners nicht nur in den Randglossen unverkennbar hervor.

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