Corporate Crime und Compliance

Der Korruptionsskandal bei Siemens, dessen Aufdeckung im Jahr 2007 seinen Anfang nahm, leitete ein neues Kapitel in der öffentlichen Wahrnehmung von Wirtschaftsdelikten innerhalb von deutschen Großkonzernen ein. Mittlerweile gibt es kaum einen deutschen Großkonzern, der sich nicht mit aus dem Unternehmen heraus begangenen Wirtschaftsdelikten auseinandersetzen musste - freiwillig oder gezwungenermaßen. Dies liegt u.a. daran, dass noch immer Unternehmensorgane und Mitarbeiter wenig sensibilisiert sind für die straf- und zivilrechtlichen Risiken von Wirtschaftsdelikten. Viele Delikte, u.a. aus dem Bereich des Kartellrechts oder der Korruption, werden von den handelnden Mitarbeitern häufig gar nicht als solche wahrgenommen, da scheinbar nur im Unternehmensinteresse gehandelt werde. Dieses Fachbuch stellt auf Basis dieser Ausgangslage zuerst einzelne Wirtschaftsdelikte vor, mit welchen auf Grund der besonderen Strukturen eines börsennotierten Industriekonzerns vermehrt gerechnet werden muss: Bestechung, Insiderhandel, Betriebsspionage sowie Kartellrechtsverstöße am Beispiel von Exklusivitätsvereinbarungen. Ausgehend von diesem Fundament wird anschließend die strafrechtliche Verantwortlichkeit von Unternehmensorganen (Vorstand und Aufsichtsrat) sowie des Unternehmens an sich dargestellt, was selbstverständlich u.a. auch die Rechtsfolgen des Ordnungswidrigkeitenrechts erfasst. Die Darstellung der zivilrechtlichen Haftungsfragen im Innen- und Außenverhältnis rundet den Themenkomplex ab. Zuletzt werden kurz einzelne Instrumente vorgestellt und bewertet, welche zur Begrenzung von Verantwortlichkeiten häufiger diskutiert werden: D&O-Versicherungen, Compliance-Strukturen und vertragliche Integritätsklauseln. Als Anhang der Arbeit sind die wichtigsten zum Zeitpunkt der Erstellung der Arbeit gültigen Gesetze beigefügt, um dem Leser strukturiert an die zu Grunde liegenden gesetzlichen Vorgaben heranzuführen und ein schnelles Nachlesen zu ermöglichen. Dieses Fachbuch basiert auf einer im Jahr 2008 im Studiengang Internationales Wirtschaftsrecht an der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg eingereichten Abschlussarbeit, welche im Jahr 2010 mit dem Luise Prell-Stiftungspreis für hervorragende wissenschaftliche Abschlussarbeiten ausgezeichnet wurde.