»Dagmar, Lesseps und andere Gedichte«

Im Jahre 1895 übernahm Heinrich Mann die Redaktion für die in Berlin erscheinende Zeitschrift ?Das Zwanzigste Jahrhundert?. Schon bald darauf konnte er seinen Bruder Thomas als freien Mitarbeiter für das Blatt gewinnen. Aufgrund der nationalistischen und antisemitischen Tendenz der Zeitschrift, gilt das Engagement der Brüder als umstritten. Keiner ihrer Texte wurde zu Lebzeiten wieder veröffentlicht, die Mitarbeit an der Zeitschrift lebenslang verschwiegen. In der Rubrik ?Vom Büchertische erscheint im Juli 1896 die Rezension zu der Gedichtsammlung ?Dagmar, Lesseps und andere Gedichte? von Maurice Reinhold von Stern. Der Autor stand seit seiner ersten Sammlung ?Proletarier-Lieder? (1885) für einen schwärmerischen Sozialismus, vollzog allerdings nach seinem Konkurs im Jahre 1898 eine politische Wandlung zum radikalen Nationalisten. Thomas Mann hebt besonders die Begeisterung für den »Anblick mächtiger Persönlichkeiten« hervor, die der Dichter »gelernt« habe. Die Formulierungen und Zitate, mit denen er die Stimmungskunst der Gedichte lobt, erinnern an spätere Äußerungen Manns zu Theodor Storm und August von Platen.

Thomas Mann, 1875-1955, zählt zu den bedeutendsten Schriftstellern des 20. Jahrhunderts. Mit ihm erreichte der moderne deutsche Roman den Anschluss an die Weltliteratur. Manns vielschichtiges Werk hat eine weltweit kaum zu übertreffende positive Resonanz gefunden. Ab 1933 lebte er im Exil, zuerst in der Schweiz, dann in den USA. Erst 1952 kehrte Mann nach Europa zurück, wo er 1955 in Zürich verstarb.

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