Das Altenheim - immer noch eine 'totale Institution'?

Die Dissertation orientiert sich am Begriff der „Totalen Institution“. Dieser ist von Erving Goffman am Beispiel einer Psychiatrischen Klinik ausgearbeitet worden. Prinzipiell erhebt er Gültigkeit auch für andere, ähnliche Einrichtungen - die Altenheime gehören dazu. Die Diskussion des Forschungsstandes zeigt aber, dass eine eingehende Analyse der Heime unter diesem Aspekt bisher nicht stattgefunden hat. Deshalb wurde auf der Grundlage dieses Begriffs ein theoretischer Bezugsrahmen für diese Untersuchung erstellt. Institutionen können nicht isoliert betrachtet werden. So erfolgt vor der eigentlichen Analyse ein Überblick über die historische Entwicklung. Daran anknüpfend wird die derzeitige Situation der Heime in Deutschland skizziert. Zentraler Gesichtspunkt sind dabei die strukturellen Veränderungen als Folge der Einführung der Pflegeversicherung 1995/96. Eine Erörterung des öffentlichen Bildes der Altenheime beschließt diese Hinführung. Die Analyse beruht auf einer speziell konzipierten empirischen Untersuchung. Sie ist in zwei verschiedenen Heimen, jeweils in den Wohnbereichen, durchgeführt worden. Ein Heim liegt in den alten und das andere in den neuen Bundesländern. Die Untersuchung besteht aus einem teiloffenen Fragebogen und teilnehmender Beobachtung. Sie umfasst im Wesentlichen folgende Themenkomplexe: Einzugssituation, Zeit- und Raumstrukturen sowie die sozialen Beziehungen. Dazu kommen zwei Interviews mit den Heimleitern. Als Resultat der theoretischen Überlegungen und der empirischen Untersuchung wird die Einführung des Begriffs einer „Pseudo-totalen Institution“ für vergleichbare Altenheime vorgeschlagen. Eine Ausdehnung dieses Begriffs auch auf andere Institutionen erscheint durchaus möglich. Charakteristisch für derartige Einrichtungen ist demnach, dass das Verhalten der Bewohner und Bewohnerinnen dem von Menschen in „Totalen Institutionen“ des Bezugsrahmens oft stark ähnlich ist. Im Unterschied zu diesen sind die Gründe allerdings weniger in den Vorschriften und dem restriktiven Verhalten des Personals zu finden. Die in den untersuchten Einrichtungen festgestellten Handlungsspielräume werden vielfach nicht genutzt. Vielmehr bestimmen andere Faktoren den Alltag, beispielweise Gesundheitszustand, Bildungsgrad und finanzielle Situation. Dieses Resultat wird durch einen Vergleich der maßgeblichen Aspekte des Lebens von älteren Menschen innerhalb und außerhalb von Heimen bestätigt. Insgesamt belegt die Arbeit damit, dass den gesamtgesellschaftlichen Rahmenbedingungen ein großer Einfluss auch auf die Lebensführung im Alter zukommt

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