Das Bensheimer Passionsspiel

In der südhessischen Stadt Bensheim an der Bergstraße findet seit 1983 an Karfreitag ein Passionsspiel statt, bei dem kostümierte Laiendarsteller in Gestalt einer Prozession den Leidensweg Jesu nachstellen. Die Idee dazu hatten eingewanderte Italiener, die von den Erinnerungen an das Karfreitagsgeschehen in ihren süditalienischen Heimatorten angeregt Personen aus ihrem Freundes- und Bekanntenkreis - Italiener und Deutsche - zum Mitmachen bewegten. Das Karfreitagsspiel ist über die Jahre zu einer Tradition und Attraktion der Stadt Bensheim geworden. Ziel dieser Studie ist es, Entwicklung, Bedeutung und Funktionen dieses 'jungen' Brauchs zu analysieren, vor allem in Hinblick auf den stattgefundenen italienisch-deutschen Kulturtransfer. Dabei interessiert besonders, inwieweit die von außen gesehen christlich motivierte Veranstaltung als Integrationsfaktor für die zugewanderte italienische Bevölkerung fungiert. Ergebnisse vergleichender Feldforschungen zur Karfreitagsgestaltung im Herkunftsgebiet der italienischen Träger des Passionsspiels vervollständigen die Analyse.

Diane Dingeldein studierte an der Philipps-Universität Marburg und der Johannes Gutenberg-Universität Mainz mit dem Abschluss Magistra Artium die Fächer Europäische Ethnologie bzw. Kulturanthropologie/Volkskunde und Romanische Philologie sowie im Rahmen des deutsch-italienischen Promotionskollegs 'Interkulturelle Pädagogik und Soziologie' an der Università degli Studi di Messina in Sizilien. Im Jahr 2012 wurde sie an der Mainzer Universität im Fach Kulturanthropologie/Volksunde zum Dr. phil. und zugleich an der Universität Messina im Fach Pedagogia e Sociologia Interculturale zur Dottoressa di Ricerca promoviert. Zurzeit ist sie in der Kultur- und Jugendbildungsarbeit tätig und befasst sich dabei mit historisch-interkulturellen Zusammenhängen im östlichen Mitteleuropa.