Das Bruderverhältnis und der Tod in Dieter Wellershoffs 'Blick auf einen fernen Berg'

Studienarbeit aus dem Jahr 2002 im Fachbereich Germanistik - Neuere Deutsche Literatur, Note: 1,0, Universität Trier, Veranstaltung: Hauptseminar: Der Tod in der Literatur, Sprache: Deutsch, Abstract: Den frühzeitigen Krebstod seines jüngeren Bruders (Hans) Walter nimmt Dieter Wellershoff zum Anlaß, ein weiteres autobiographisches Werk zu schreiben: 'Blick auf einen fernen Berg'. Das Ergebnis seines Schreibens ist ein äußerst komplexes Konstrukt, das jenseits von festgelegten Gattungsgrenzen in Form von Erzählung, Bericht, Essay und dialogischen Sequenzen versucht, sich dem Phänomen Tod aus möglichst vielfältigen und unterschiedlichen Perspektiven zu nähern. Angesprochen werden auf diese Weise die medizinische und die soziale Ebene genauso wie die psychologische und die philosophische. Ein Element jedoch bleibt durch das gesamte Werk hindurch konstant: die Fokussierung auf Dieter und Walter Wellershoff. Das Verhältnis zwischen den beiden Brüdern bildet das Zentrum von 'Blick auf einen fernen Berg', und alles, was geschrieben wird, muß in Relation dazu gesetzt werden. In seinem tiefsten Kern ist dieses Buch für Wellershoff vor allen Dingen eines: eine Verarbeitung der schon immer höchst wechselvollen Beziehung zum jüngeren Bruder, eine Bilanz, die er exakt ein Jahr nach dessen Tod zu ziehen beginnt. Von jeher gilt das Verhältnis zwischen Brüdern als ein besonderes. Das ist auch im vorliegenden Fall nicht anders. Das Ziel dieser Arbeit ist es daher, den Charakter des Bruderverhältnisses herauszuarbeiten und insbesondere die Funktionen zu untersuchen, die dem Tod darin zukommen. Es wird zu fragen sein, inwieweit er die bestehende Rollenverteilung bestätigt, beziehungsweise neue Rollen zuweist, und welche Auswirkungen er auf das Selbstverständnis der beiden Brüder in Relation zum jeweils anderen hat. Der Tod kann Chiffre für vieles sein. Welche Bedeutung er hier annimmt, welche Unterschiede dabei zwischen der Perspektive des Sterbenden und der des Überlebenden bestehen, und inwiefern diese Unterscheidung die Darstellungsweise des letzteren beeinflusst, soll im Folgenden erörtert werden.

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