'Das Ergebnis steht halt noch nicht fest.'

'Ob wir in diesen Zeiten u?berhaupt noch flirten können?' ist eine im Zuge der #MeToo-Debatte häufig gestellte Frage. Dabei werden Feminist*innen, die behaupten, auch vermeintlich 'unschuldiges' Flirten könne schnell Grenzen u?berschreiten, sowohl von Antifeminist*innen als auch weiten Teilen eines sich als liberal definierenden Spektrums gerne als lustfeindliche Spielverderber*innen verpönt. Vorrangig Männer wiederum scheinen zu befu?rchten, dass ein unerwu?nschtes Kompliment, ein anzu?glicher Blick oder eine Beru?hrung zur falschen Zeit am falschen Ort nunmehr als Übergriffigkeit gelten könnten. Die teilweise polemisch gefu?hrte Debatte wirft Fragen nach dem Verhältnis zwischen Flirt und Grenzu?berschreitung auf und bedarf daher einer Klärung. Da es sich beim Flirten nachweislich um eine doppeldeutige Interaktionsform handelt, bei der Begehren lediglich angedeutet, nicht aber klar kommuniziert wird, ist ein sexueller Konsens oft nicht ohne Weiteres herstellbar. Ausgehend von der theoretisch fundierten Annahme, dass Praktiken des Flirtens stets in heteronormative wie patriarchale Machtstrukturen eingebettet sind, wird das Finden eines sensiblen Umgangs damit, ohne jedoch den fu?r das Flirten so bezeichnenden Sinn fu?r das Spiel der Ambivalenzen und Uneindeutigkeiten zu verlieren, schließlich zur Herausforderung. Ganz konkrete Praktiken des Flirtens von sechs Personen aus der queeren und/oder feministischen Szene Mu?nchens in den Blick nehmend, spu?rt Anna Klaß in ihrer Studie folglich den Möglichkeiten wie Hu?rden alternativer Formen des Flirtens nach. Wie und inwieweit brechen die Protagonist*innen mit heteropatriarchalen Skripten und Erwartungen? Welche Widerspru?che tun sich dabei auf? Was sind in ihren Augen die Voraussetzungen fu?r ein konsensuales, machtsensibles und angenehmes Flirten? Und wie werden die jeweiligen Grenzen erkannt, kommuniziert und praktisch ausgehandelt?

Anna Klaß, M.A., studierte Empirische Kulturwissenschaft und Europäische Ethnologie, Italianistik und Sprache, Literatur, Kultur an der Ludwig-Maximilians-Universität Mu?nchen, der Università di Bologna und der Universität Wien. Im Rahmen eines Lernforschungsprojekts zu lokalen feministischen Bewegungen in Mu?nchen setzte sie sich 2020 und 2021 mit dem Thema Pro-Choice-Aktivismus auseinander. Studienbegleitend arbeitete sie im Sekretariat der Italianistik, als Tutorin am Institut fu?r Romanistik sowie am Institut fu?r Empirische Kulturwissenschaft und Europäische Ethnologie und unterstu?tzte im Rahmen ihrer Tätigkeit als wissenschaftliche Hilfskraft das DFG-Forschungsprojekt 'Vertrauensarbeit in der Finanzökonomie'. Ihre Interessensschwerpunkte sind Queer und Gender Studies, Protest- und Bewegungsforschung, Emotionsanthropologie und Theorien sozialer Ungleichheit. 2024 erscheint bei Kulturanthropologie Notizen ein Sammelband zur Bedeutung von Klasse im ethnographischen Forschungsprozess, welchen sie gemeinsam mit Felix Gaillinger herausgibt. In ihrer Tätigkeit als politische Bildnerin und Pädagogin bei einem Mu?nchner Bildungskollektiv beschäftigt sie sich derzeit mit Fragen von (Anti-)Diskriminierung sowie Demokratie und Teilhabe und ihrer pädagogischen Vermittlung.

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