Das Fantastische in Maupassants 'Le Horla'

Studienarbeit aus dem Jahr 2004 im Fachbereich Französische Philologie - Literatur, Note: 2,0, Universität Potsdam (Romanistik), Veranstaltung: Guy de Maupassant - Romane und Novellen, Sprache: Deutsch, Abstract: « Le réaliste, s'il est un artiste, cherchera, non pas à nous montrer la photographie banale de la vie, mais à nous en donner la vision plus complète, plus saisissante, plus probante que la réalité même. » Dieser Ausspruch Maupassants im Vorwort zu seinem Roman « Pierre et Jean » steht stellvertretend für den gesamten Schaffenskomplex des Schriftstellers, der neben einigen Romanen vor allem durch seine zahlreichen gesellschaftskritischen Novellen Bekanntheit erlangte. Diese zeichnen sich durch den unvergleichlichen Stil Maupassants aus, die Wirklichkeit aus einer Perspektive zu zeigen, die den zeitgenössischen Leser aus seiner verblendeten Realität holen sollte. Die Aufdeckung der bürgerlichen Scheinmoral in Abgrenzung zu den Verhältnissen des einfachen Menschen prägte Maupassants Schreiben genau so wie die Kritik an den politischen Missständen seiner Zeit.2 Dennoch ist das Werk Maupassants heute keineswegs unzeitgemäß oder veraltet. Vielmehr haben vor allem seine fantastischen Novellen nichts von ihrer Faszination, nichts von ihrer intensiven Aussagekraft verloren. Auch heute noch ist Guy de Maupassant, neben Poe in Amerika und E.T.A. Hoffmann in Deutschland, der Meister des fantastischen Schreibens. Im Rahmen des Seminars beschäftigte ich mich intensiver mit der Novelle 'Le Horla', die in ihrer Endversion von Maupassant im Jahre 1887 als fantastische Novelle verfasst wurde. An dieser Stelle stellt sich die Frage, inwiefern 'Der Horla' sich gängigen Charakterisierungspunkten fantastischer Literatur unterordnet. So spielt zum Beispiel der Aspekt der Wirklichkeit in fantastischen Novellen insofern eine besondere Rolle, als dass Wahrheit und Wirklichkeit eine nicht klar trennbare Beziehung eingehen. Sowohl das Spiel mit den verschiedenen Ebenen der Wahrheit, als auch Maupassants differenzierte Wirklichkeitskonzeption finden hier Eingang. In diesem Zusammenhang soll hier näher auf die Aspekte eingegangen werden, durch die die Novelle unmissverständlich dem fantastischen Genre zugeordnet werden kann.

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