Das Fernsehballett

Gegen Ende der 1960er Jahre erschien ein weibliches Traumpaar auf den Fernsehbildschirmen Ost: Emöke & Susan. Zwei Tänzerinnen mit einem Hauch Exotik, die alles draufhatten, was in eine Bühnenshow gehört: Rock 'n' Roll, Charleston, Swing, Walzer, Tango, Boogie-Woogie, Cancan, Folklore. Versehen mit Effekten, wie sie jede Revue braucht: von Eleganz über Erotik bis Ulk. Im 'Kessel Buntes' der 1970er Jahre begeisterte das Star-Duo bei jedem Auftritt mit dem Fernsehballett. Emöke Pöstenyi prägte die Choreographie dieser populärsten Unterhaltungssendung des DDR-Fernsehens entscheidend mit. Nach der Wende führte sie das mit neuem Glanz als Chefchoreographin des MDR-Fernsehballetts weiter. Ungezählt sind die Auftritte ihrer Truppe bei Entertainern wie Carmen Nebel, Frank Elstner, Thomas Gottschalk, Rudi Carrell und Dieter Thomas Heck. Aber auch auf Firmengalas, Modenschauen, Messen, Werbeaktionen oder privaten Feten - wo immer Einnahmen zu generieren waren für ein so kostspieliges Ensemble in der Marktwirtschaft. Eine Glitzerwelt mit Kehrseite: Es war ein Überlebenskampf. In ihrem Erinnerungsbuch Mein Fernsehballett erzählt Emöke Pöstenyi von 40 Jahren im Showbusiness Ost und West. Von einem Tänzerinnenleben, das für die Neunjährige mit der Korrektur eines Haltungsfehlers in einer Budapester Ballettschule begann und fast wie ein modernes Märchen klingt.

Emöke Pöstenyi, geboren 1942 in Budapest, wurde in ihrer Heimatstadt von Talentsuchern aus der DDR entdeckt und ging mit 18 Jahren ans Theater Meiningen. Es folgten Engagements in Dresden und am Berliner Friedrichstadt-Palast, wo sie 1963 das Fernsehballett mit gründete. Ab 1980 choreographierte sie auch selbst sehr erfolgreich. Nach dem Ende der DDR gelang ihr der Erhalt des Fernsehballetts, aus dem sie 2002 ausschied. Emöke Pöstenyi ist mit dem Drehbuchautor Wolfgang Kohlhaase verheiratet und lebt nahe Bad Saarow.