Das Frauenbild in Irmgard Keuns Exilwerk - neu entdeckt

'Man darf da nicht bequem werden und die Augen schließen.' Dieser Satz, den Irmgard Keun während ihres Exils an Arnold Strauss schrieb, fasst wie kaum ein anderer ihr literarisches Werk zusammen: das unbedingte Sehenwollen. Als Autorin verstand es Keun als ihre Aufgabe, die Augen angesichts des Zeitgeschehens offenzuhalten. Ihre Protagonistinnen sind visuelle Charaktere. Sie gehen mit einem wachen Blick durch eine Zeit, in der viele die Realität nicht wahrnehmen möchten. Fiona Pröll setzt sich mit dem Konzept des Sehens in Keuns Exilwerken 'Das Mädchen, mit dem die Kinder nicht verkehren durften' (1936), 'Nach Mitternacht' (1937), 'D-Zug dritter Klasse' (1938) und 'Kind aller Länder' (1938) auseinander. Im Fokus ihrer Untersuchung steht der weibliche Blick auf die faschistische Gesellschaft - der Zusammenhang von weiblichem Sehen, Verbalisieren, Durchblicken, Handeln und zuletzt dem Bewältigen. Keuns Protagonistinnen zeigen sich dabei nicht als passive Sammelbecken der Sinneseindrücke, die auf sie einströmen. Das Gesehene arbeitet in ihnen weiter, wird überdacht, strukturiert und dient schließlich als Handlungsmotivation.

Fiona Pröll ist studierte Germanistin und ausgebildete Journalistin. Ihren Magister Artium in Neuerer deutscher Literaturgeschichte, Psychologie und Germanistischer Linguistik hat sie an der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg absolviert. Bis heute gilt ihr besonderes Forschungsinteresse ihren damaligen Studienschwerpunkten antifaschistisches Schreiben und Gender Studies im interdisziplinären Kontext. Zudem verfügt Fiona Pröll über mehr als zehnjährige journalistische Berufserfahrung. Sie hat zahlreiche Zeitungsartikel u.a. im Kultur-Ressort veröffentlicht - darunter viele Buchbesprechungen und Theaterkritiken - und als Gründungsmitglied die Literatur-Zeitschrift "Schau ins Blau" mit aus der Taufe gehoben.

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