'Das Heideprinzeßchen' von Eugenie Marlitt. Poetischer Realismus oder Trivialliteratur?

Wissenschaftlicher Aufsatz aus dem Jahr 2013 im Fachbereich Didaktik - Deutsch - Literaturgeschichte, Epochen, Note: keine, Gottfried Wilhelm Leibniz Universität Hannover (Philosophische Fakultät), Sprache: Deutsch, Abstract: Es stellt sich die Frage, welcher Art von Literatur die Werke der Marlitt zuzuordnen sind. Handelt es sich hier um Trivialliteratur von geringem literarischen Wert oder erfüllen ihre Romane die Kriterien ernstzunehmender Hochliteratur im Stil des poetischen Realismus? Wenn man als Kriterien zugrundelegt, dass - wie in den Werken von Hedwig Courths-Mahler - bestimmte Themen (z. B. Liebe, Abenteuer, Intrigen, Verwechslungen, Verirrungen und abschließendes Happy End) sich in abgewandelter Form beständig wiederholen, Erzählstruktur und Sprache auf bestimmte Grundmuster reduziert werden, der schablonenhafte Aufbau ein leichtes Lesevergnügen garantiert und es sich zudem um weitverbreitete literarische Massenprodukte handelt, kommt man zu dem Schluss, dass Marlitts Romane Beispiele von trivialer Literatur sind. Ob sie deswegen als sentimentaler Kitsch anzusehen sind, sei dahingestellt, denn einige dieser Kriterien könnte man auch in der sogenannten Hochliteratur nachweisen, beispielsweise in den Romanen Theodor Fontanes, dessen Roman 'Quitt' 1890 ebenfalls in der von ihm nicht besonders geschätzten 'Gartenlaube' erscheint. Eine andere Zuweisung wird häufig unter Hinweis auf den Provinzialismus der Marlittschen Romane vorgenommen. In der Tat kann offenbart sich in ihren Figuren häufig ein klischeehaftes provinzielles Denken, wonach die Welt zweigeteilt ist und der tugendhafte Mensch sich aus der bösen und gemeinen großen Welt ins Private zurückzieht, wo er sich in die Lektüre der 'Gartenlaube' vertiefen kann, die ihm das Bild einer überschaubaren kleinen Welt vermittelt, in der er sich zuhause fühlt.