Das IOC und die Olympischen Spiele 1936 in Berlin. Über den Beginn der Verstrickung von Sport und Politik

Studienarbeit aus dem Jahr 2018 im Fachbereich Geschichte Europas - Zeitalter Weltkriege, Note: 1,0, Universität zu Köln (Historisches Institut), Veranstaltung: Handelsplatz Europa, Sprache: Deutsch, Abstract: Diese Arbeit analysiert die Bewerbung der Stadt Berlin für die Ausrichtung der Olympischen Spiele 1936, um herauszuarbeiten, mit welchen Argumenten das Internationale Olympische Komitee (IOC) in den 1920er und 30er Jahren überzeugt werden konnte. Was war dem IOC in der Zwischenkriegszeit wichtiger: Verbreitung des Olympismus und damit eine weltbürgerliche Philosophie zu prägen oder wirtschaftliche Expansion, Gewinnstreben und Bedeutungsgewinn? Die letzten Olympischen Spiele vor dem Zweiten Weltkrieg 1936 in Berlin gingen als "Propaganda-Spiele" der NS-Diktatur in die Geschichte ein. Sie waren die ersten Olympischen Spiele der Neuzeit, die als Plattform für politische Machtdemonstrationen und Selbstinszenierungen missbraucht wurden, katapultierten gleichzeitig aber auch die Bedeutung Olympias und damit des IOC in neue Sphären. Horrende Summen investierte das NS-Regime in die Spiele, wodurch es Olympia geschafft hat, bis heute das größte und wichtigste Sportereignis der Welt zu sein. Es konstituierte sich seither als Marke und wurde vom größten Teil der Bevölkerung akzeptiert. Ein Status, der noch in den 1920er Jahren in dem Ausmaß kaum abzusehen war, wenn er denn überhaupt gewollt war? Dass die Olympischen Spiele von einem autokratischen, faschistischem System dazu genutzt werden, das Ausland vom Planungsvermögen und von der wirtschaftlichen Leistungsfähigkeit des Regimes zu überzeugen und sich als friedliebendes, weltoffenes Land zu inszenieren, stand sicherlich nicht in der Absicht des IOC, als sie die Spiele 1930 in die Hauptstadt der Weimarer Republik gelegt haben. Der Olympischen Charta gemäß, sollte sich jede Stadt an den Gedanken des Olympismus halten und diesen fördern. Von diesem ursprünglichen Olympismus hatte man sich 1936 aber weit entfernt, auch wenn die Verantwortlichen stets beteuerten in diesem Sinne zu handeln. Folgt man den Zeitungsberichten aus Deutschland und Italien im Nachgang der Spiele war es nicht der Sportler selbst, der Leistung erbrachte, sondern die überlegene "arische Rasse". Dass das rassistische und gewaltanwendende NS-Regime der Olympischen Idee entgegensteht, wurde von vielen Zeitgenossen zwar erkannt, dennoch wurden die Spiele weder abgesagt noch boykottiert. Offensichtlich spielten also auch andere Gründe als nur die Verbreitung des Olympischen Gedankens eine Rolle bei der Wahl der Austragungsorte Olympischer Spiele.

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