Das Ibn Khaldoun Denkmal, Erinnerung in politischer Kommunikation

Inhaltsangabe:Einleitung: Denkmäler sind Gedächtnismedien. In den meisten Fällen stellen sie historische oder gesellschaftlich bindende Ereignisse oder Persönlichkeiten dar, und unter besonderen Umständen können sie Wahr- und Erkennungszeichen einer Stadt oder Nation sein. Denkmäler sind Gedächtnisstützen. Sie sind Ausdruck gesellschaftlicher Ehrerbietung und geben Aufschluss über Werte, die innerhalb einer Gesellschaft bestand haben, woraus sich der Grund ihrer Errichtung erklärt. Ein Denkmal soll erinnern! Wie konnte das Denkmal Ibn Khaldouns in Tunesien das Regelwerk des traditionellen Bilderverbotes in einer islamischen Gesellschaft außer Kraft setzen und somit Anlass für eine kollektive Kommunikationsinteraktion werden? Vor dieser Frage gewinnt das Kommunikat ‘Denkmal’ und dessen Existenz in Tunis der Hauptstadt Tunesiens einen besonderen Bedeutungsinhalt, der im Folgenden genauer untersucht werden soll. Festzuhalten gilt es bereits hier, dass das Denkmal Ibn Khaldouns in Tunis nicht auf Wunsch oder gar Veranlassung einer intellektuellen Teilöffentlichkeit realisiert wurde, sondern wie bereits in einer vorangegangenen Hausarbeit dargelegt und beschrieben, eine politische Maßnahme des damaligen Staats- und Regierungschefs Habib Bourguiba war. Er war maßgeblich für die Einführung des Laizismus in Tunesien verantwortlich. Ibn Khaldoun war Historiograph, Soziologe und Philosoph und wurde in Tunis im Jahre 1332 geboren. Sein Hauptwerk, die Muqaddima, auch das ‘Buch der Beispiele’ oder ‘Prolegomena’ genannt, und seine Biographie bilden in fast jedem arabischen Gymnasium Unterrichtsstoff. Man kann durchaus davon sprechen, dass sein Werk zur Allgemeinbildung in nordafrikanischen Staaten gehört. Die Begeisterung für sein Werk ist ungebrochen. Seit Bekannt werden seines Werkes im Europa des neunzehnten Jahrhunderts, reihten sich die Lobesreden anerkannter europäischer Wissenschaftler aneinander. Man verglich seine Lehre mit der eines Montesquieu oder Machiavelli, Vico oder Herder und erkannte, dass Ibn Khaldoun, der eigentliche Vater der Gesellschaftswissenschaft war, bevor diese als eine solche in Europa anerkannt wurde. Eine komplette Übersetzung der Muqaddima liegt bisher nur in französischer Sprache vor. Im Deutschen liegen mehrere Teilübersetzungen vor. Die wohl am meisten gelesenen sind die der Orientalisten Annemarie Schimmel aus dem Jahre 1951 und Matthias Pätzold von 1992. Bedauerlicherweise sind beide Übersetzungen nicht mehr erhältlich [...]

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