Das Memelland in der Zeitschrift 'Osteuropa' (1933 - 1939)

Studienarbeit aus dem Jahr 2023 im Fachbereich Geschichte Europas - Zeitalter Weltkriege, Note: 1,0, Johannes Gutenberg-Universität Mainz, Sprache: Deutsch, Abstract: Der Landstrich rechts der Memel (lit. Nemunas) mit dem Zentrum Klaip?da (dt. Memel) und den kleineren Städten ?ilut? (dt. Heydekrug) und Pag?giai (dt. Pogegen) weist, wie es viele Grenzländer tun, eine bewegte Geschichte auf. Besonders die Zwischenkriegszeit ist von großer Dynamik geprägt: Abgetrennt vom deutschen Reich durch den Versailler Vertrag, französisch besetzt und vom Völkerbund verwaltet, 1923/24 von Litauen handstreichartig annektiert, eine unter der Smetona-Regierung unsichere Autonomie genießend und schließlich 1939 nach einem Ultimatum des 'Dritten Reichs' von Deutschland besetzt und wieder in den deutschen Staat eingegliedert. Man kann diesen Teil der Geschichte und dessen Folgen unter vielerlei Gesichtspunkten beleuchten, etwa durch eine Einordnung in eine breitere Geschichte des Landstrichs und dessen Bevölkerung, unter dem Aspekt der jüdischen Geschichte und der nationalsozialistischen Verfolgungen oder mittels einer Abhandlung der deutsch-litauischen Diplomatiegeschichte. In dieser Arbeit wird jedoch die Frage gestellt, wie das Memelland in der deutschen wissenschaftlichen Literatur dargestellt wurde. Daran möchte ich das nationalsozialistische Einwirken auf die Wissenschaft und besonders das Umwandeln der auf das östliche Europa fokussierten Kulturwissenschaft in eine ideologielegitimierende 'Ostforschung' an einem geografisch eingegrenzten und doch politisch relevanten Areal nachverfolgen. Als Objekt dieser Studie habe ich die Ausgaben der historischen Fachzeitschrift 'Osteuropa' gewählt, welche noch heute erscheint und ein Dreh- und Angelpunkt der deutschen Osteuropaforschung ist. Die Gründe dafür sind vielfältig: Es liegt etwa eine exzellente Quellenlage und Zugänglichkeit vor, es existieren Schriften der Zeitung über die eigene Geschichte, und die NS-Zeit sorgt in der Osteuropa für eine schon in sich spannende Dynamik. Methodisch werden hier insbesondere die außenpolitischen Segmente (in den '[Monats-]Übersichten') der Zeitschrift untersucht und verglichen, wobei hier stets die Namen Otto Hoetzsch und Werner Markert als Autoren der Segmente und Herausgeber der Zeitschrift im Mittelpunkt stehen werden. Die Inhalte dieser Segmente werden zwar betrachtet, sind aber immer durch die zeitgenössischen Entwicklungen geprägt, wodurch vor allem die sich ändernde 'äußere Struktur' (Platzierung, Titel, Wortwahl etc.) Auskünfte über die Entwicklung des Memellandbildes geben kann und hier vorrangig betrachtet werden. Der Zeitrahmen ergibt sich durch die 'Machtergreifung' der Nationalsozialisten 1933 und die Einstellung der Osteuropa 1939 fast von selbst, wobei zur besseren Einordnung auch einige Beiträge vor 1933 miteinbezogen werden.